Wo fällt der meiste Schnee in den Alpen?

Wo fällt der meiste Schnee in den Alpen?

Ich werde immer wieder gefragt wo genau den jetzt der meiste Schnee in den Alpen fällt. ist es Damüls das sich selbst den Titel Schneereichste Dorf der Welt gegeben hat? Oder etwa die ungekrönte Gotthard Region, die Schnee von allen Seiten abbekommt? Oder ist es die Gegend südlich des Écrins, das regelrecht im Retour d’est versinkt? Oder doch ein ganz anderes Gebiet?

Ich habe für die Antwort einige Recherchen angestellt, doch es ist nicht ganz einfach, sie gut zu beantworten. Klar, man könnte die Angaben der Skigebiete vergleichen, doch ihr könnt euch selbst die Frage stellen, wie zuverlässig diese Angaben sind. In einer Welt, in der es quasi keine Tabus bei der Vermarktung von Skigebieten mehr gibt, sind Begriffe wie „Schneegarantie“ oder „Schneereichste Region“ ziemlich bedeutend. Dazu kommt, dass die Skisaison viel mehr umfasst, als Weihnachtsferien und 2 Wochen zu Ostern. Es fängt in der Regel an zu schneien bevor die ersten Lifte überhaupt öffnen. Genauso kann auch nachdem die Lifte am Saisonende stillstehen, nochmal Schnee fallen. Außerdem ist ein großer Teil der Daten überhaupt nicht verfügbar. Teils weil absurde Summen Geld dafür verlangt werden, teils weil Organisationen ihre Daten erst gar nicht mit anderen teilen wollen. Und manchmal wissen wir nicht einmal Bescheid, dass Daten verfügbar wären.

Hat mich mein Datenhunger also in eine Sackgasse geführt. Das auf gar keinen Fall, denn ich habe bereits eine Menge an interessanten Fakten gesammelt. In den nächsten Wochen werde ich euch Schritt für Schritt durch die mein Datenabenteuer führen, das ich die letzten Wochen erlebt habe. Es hat alles mit einer Studie von Isotta, F.A. et al von 2014 angefangen. Als Ergebnis der Studie wurde eine Übersichtskarte der Niederschläge in den Alpen im Jahresmittel veröffentlicht. Diese Karte war mein Ausgangspunkt. Hier seht ihr, wie das ganze übertragen auf eine Google Karte aussieht. Die durchschnittlichen jährlichen Niederschläge sind in mm angegeben. In den Wintermonaten fallen diese Niederschläge in den Skigebieten vorwiegend als Schnee.
1 mm Wasser entspricht dabei etwa 1 cm Schnee.

durchschnittliche jährliche Niederschlagsmenge in mm
durchschnittliche jährliche Niederschlagsmenge in mm

Wenn wir diese Karte betrachten, stechen drei Gebiete besonders heraus. Die Gegend westlich von Andermatt mit den Gipfeln Eiger und Jungfrau, ein Gebiet nord- bzw. nordöstlich des Kleinwalsertals, sowie die Gegend östlich von Forni di Sopra und Nassfeld. Diese Gebiete bekommen über 2000 mm pro Jahr ab. Das sind etwa 20 Meter Schnee, solang es kalt genug ist.

durchschnittliche Niederschlagsmenge
durchschnittliche Niederschlagsmenge

Die Gotthard-Regionen

Die Niederschlagsspitzen westlich der Gotthard-Region sind bei wePowder ein offenes Geheimnis. In dieser Gegend kommt der Schnee regelrecht von allen Seiten. Hinzu kommt, dass dieser Schnee dort auf eine Kette von (Fast-) Viertausendern fällt. Andermatt ist ein Schneeloch und bekannt für Spitzenpowder (seht euch einfach mal die Lines vom Gemsstock herunter an einem Powdertag an). Auch das Lötschental ist bekannt für viel Schneefall, aber ist es wirklich ein Schneeloch? Und wie steht es mit der Jungfrau-Region etwas weiter nördlich in den Schweizer Bergen? Ist sie ein Powdermagnet?

durchschnittliche Niederschlagsmengen in mm
durchschnittliche Niederschlagsmengen in mm

Kleinwalsertal

Es ist auch kein Geheimnis, dass im Kleinwalsertal sehr viel Schnee fällt. Dort ist man sehr stolz auf die Schneegarantie. Wenn ein Sturm von Norden auf die Alpen trifft, dann ist das der Ort um im Powder zu shredden.

 durchschnittliche Niederschlagsmenge in mm
durchschnittliche Niederschlagsmenge in mm

Alpi Giuli

Aber was ist mit dem dritten lila Fleck auf unserer Karte? Alpi Giulie ist relativ unbekannt, sofern man kein Local oder ein Fan ist, der den Tipp für sich behalten will. Doch für jeden, der den Lagebericht der Lawinenwarndienste für die Alpen, oder die Daten von Wetterstationen verfolgt, sollte es ohnehin kein Geheimnis mehr sein. Oft findet man hier, selbst in niedrigen Höhen, eine Schneedecke von mehreren Metern. Die Skigebiete der Gegend, wie Nassfeld oder Forni di Sopra bekommen eine Menge Schnee ab, wenn der Sturm von Süden kommt.

Können die Karten von oben unsere Frage wirklich beantworten?

Leider nicht wirklich. Denn wie ordnen wir den immer wieder auftretenden gewaltigen Südstau ein? Den berühmt berüchtigten Retour d’est? Die berechtigten Mythen um Gebiete wie Fieberbrunnoder Tauplitz? Ein Plateau wie Säntis? Und was ist mit dem westlichen Teil der Alpen? Fällt in Powdergebieten wie La Rosière und Flaine in Frankreich wirklich weniger Schnee? Ein Teil der Anwort steckt bereits in den Daten weiter oben. Denn die durchschnittlich gemessene Niederschlagsmenge gilt für das ganze Jahr. Somit ist der warme Regen der Sommermonate ebenfalls in unserer Karte verzeichnet.

Sind die Einflüsse der Jahreszeiten wirklich so gravierend? Könnten wir Rückschlüsse auf Gebiete führen, in denen es besonders im Winter sehr intensive Niederschläge hat? Nun ja,die Antwort lautet sowohl Ja als auch Nein

Habt ihr interessante Daten und Fakten?

In den nächsten Wochen werde ich noch mehr Daten und Analysen präsentieren. Wenn ihr noch weitere nützliche Quellen, Analysen oder Spekulationen zu Verfügung habt, dann scheut euch nicht, mir diese zukommen zu lassen. Das gleiche gilt natürlich für jegliche Fragen, die jetzt möglicherweise bei euch aufgekommen sind!

meteomorris
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