### Teil 1 – Grundlagen
Willkommen zum ersten Teil der Serie „Abseits der Pisten überleben“. In diesem Artikel dreht sich alles darum, wie ihr die unterschiedlichen Typen von Lawinen erkennt und ihre verschieden Eigenschaften kennenlernt. Wir sprechen hier ganz besonders von trockenen Schneebrettlawinen, Nassschneelawinen und erklären die individuellen Bedeutungen für euch als Freerider. Seltener zu Unfällen führen Lockerschneelawinen, Gleitschneelawinen und andere, es loht dennoch darüber Bescheid zu wissen.
In meinem Kommentar könnt ihr nachlesen was mich dazu bewegt hat Inhalte aus dem Buch „Staying Alive in Avalanche Terrain“ auf Deutsch zusammenzufassen. Bruce Tremper hat dieses Wissen gesammelt um andere vor seinen Fehlern zu bewahren, da er selbst nur knapp dem Tod in einer Lawine entgangen ist. Er selbst sagt darüber: „Choice is an option you think you might have before you’re caught in an avalanche, but never afterward.“ Sinngemäß also, dass niemand denken braucht in einer Lawine noch in der Lage zu ein irgendetwas über sein Schicksal mitentscheiden zu können. Darum informiert euch so gut ihr könnt über die Gefahren.
Dieser Artikel ist nur als sehr vereinfachtes Grundlagen-Wissen zu verstehen. Auf keinen Fall solltet ihr das einmal lesen und dann mit geschwellter Brust im Lift über den Schneedeckenaufbau philosophieren. Die Grundlagen hier dienen vielmehr der Begriffsdefinition für die nächsten Teile der Serie, damit ihr wisst worum es generell geht. Ihr solltet selbst an eurem Wissen arbeiten. Ihr könnt Bücher lesen, Lawinencamps buchen, oder mit dem Eintritt und studieren an der Mountain Academy zu verantwortungsbewussten Freeridern werden.
Ein Schneebrett ist eine kompakt verbundene Platte aus trockenem Schnee, die als Einheit auf dem darunterliegenden Schnee ins Rutschen gerät. „Trocken“ bedeutet, dass die Schneedecke innerhalb des Schneebretts kalt und nicht durchfeuchtet ist. Aufgrund ihrer kompakten Masse stellt dieser Typ Lawine eine der größten Gefahren für Wintersportler dar und erreicht beim Abgang Höchstgeschwindigkeiten, die ein kontrolliertes Reagieren oftmals unmöglich machen. Nach drei Sekunden ist die Lawine ca. 30 km/h schnell und erreichet kurz darauf Geschwindigkeiten von ca. 130 km/h. Trockene Schneebrettlawinen bestehen meistens aus drei Teilen:
Wenn ihr unterschiedliche Quellen lest, werdet ihr immer wieder auf andere Begriffe stoßen. Werner Munter spricht bei Schneebretter z.B. von Oberlawinen (mit Schwachschicht) und Bodenlawinen (ohne Schwachschicht). Eine Schneebrettlawine kann also auch nur aus 2 Teilen bestehen. Lawinen sind unglaublich komplex und nicht immer ganz eindeutig zu klassifizieren. Es braucht Jahre an Erfahrung, darum ist es auch so wichtig die ersten Schwünge im Gelände in professioneller Begleitung eines Bergführers zu unternehmen.
Auch wenn oft klar zwischen Nass- und Trockenschneelawinen unterschieden wird, gibt es Gemeinsamkeiten und Parallelen. So kann eine Lawine als trockenes Schneebrett in großer Höhe ausgelöst werden, in wärmerer Tiefe jedoch zur Nassschneelawine werden. Generell entstehen Nassschneelawinen wenn warme Luft, Sonne oder Regen wir Schneedecke schwächen und durfeuchten. Auftreten können sie ebenfalls als Schneebrett oder auch als Sluff (kleine Lockerschneelawine). Sie sind langsamer unterwegs als trockene Lawinen und es gibt weniger Unfälle als bei trockenen Schneebrettern, was jedoch auch daran liegt, dass feuchte Tage eben keine Powdertage sind und weniger Leute abseits unterwegs sind.
Lockerschneelawinen oder auch Sluff, können trocken aber auch nass auftreten. Sie brechen, anders als bei vielen Schnebrettern, in der Regel unterhalb des Auslösers (Wintersportler) und bringen sehr gute Skifahrer oder Snowboarder oft nicht in die Bredouille. Sluff könnt ihr in vielen Skivideos oder der FWT sehen, wenn die Profis auf besonders steilen Hängen unterwegs sind. Eislawinen (herabstürzende Eisblöcke) sind seltene Gefahren für Skifahrer und betreffen eher Eiskletterer und Bergsteiger. Auch abrechende Wechten können durch ihr Gewicht Lawinen auslösen, indem sie z.B. eine Schwachschicht stören. Gleitschneelawinen entstehen oft im Frühjahr, wenn Schmelzwasser zwischen Schnee und Boden sickert. Achtet auf die sich langsam bildenden Gleitschneemäuler. Slush-Lawinen könnt ihr euch wie eine Art Springflut als Lawine vorstellen, die gewöhnlich auf flachen Hängen von 5-20 Grad auftreten können. Slush-Lawinen gibt es jedoch nur hoch im Norden Russlands, Alaskas und Norwegen.
Viele der Informationen dieser Artikel-Serie basieren auf dem Buch „Staying Alive in Avalanche Terrain“ von Bruce Tremper. Wer alles ausführlich und mit vielen anschaulichen Illustrationen nachlesen will und Englisch gut versteht, findet das Buch hier. Ich werde euch nicht das gesamte Buch übersetzen, sondern einzelne Themen herauspicken, die fortgeschrittenen Freeridern und Tourengehern als Denkanstöße dienen, um selbst aktiv ihr Wissen zu vertiefen. Geballtes Wissen, sowohl für Einsteiger als auch für Fortgeschrittene, findet ihr in der wePowder Safety Academy. Die ersten beiden Kapitel von Course I und Course II sind kostenlos!
Shred save, Patrick