Wer glaubt, dass es in den Alpen gerade keinen Powder gibt, liegt falsch. In den Gletschergebieten, abhängig von den Hangexpositionen kann man noch super Schneeverhältnisse antreffen! Ich war am Freitag und Samstag in den Ötztaler Alpen unterwegs. Einziges Manko aktuell ist die Spaltensituation. Durch die geringe Schneelage sind viele Spalten offen. Wichtig deshalb bei Hochtouren ist eine Gletscherausrüstung bestehend aus Seil, Klettergurt, Reepschnüre, Bandschlinge, Karabiner, Eispickel und 2 Eisschrauben. Entsprechendes Know-how um eine Spaltenbergung durchzuführen sollte vorhanden sein. Ansonsten ist ein Guide empfehlenswert. Die Gefahr eines Spaltensturzes ist aktuell weitaus größer als die Lawinengefahr.
Der Linke Fernerkogel liegt zwischen dem Pitztaler Gletscherskigebiet und dem Rettenbachferner (Sölden). Vom Parkplatz am Rettenbachferner nimmt man die Gondel Schwarze Schneid (2 Sektionen 11 EUR). Dann folgt man kurze Zeit der Piste, bevor man nach links Richtung Pitztaler Gletscher abbiegt. Eine steilere breite Powder :) Rinne führt uns auf den Hangender Ferner. Links wird Richtung Gipfel aufgestiegen. Vom Gipfel hat man eine traumhafte Aussicht auf die Gipfel des Kaunert Grat und viele weitere Gipfel der Oetztaler Alpen. Wir fahren anfangs den Aufstiegsspuren folgend ab bis wir kurz vor dem Auffellplatz Richtung Braunschweiger Hütte abbiegen. Bereits vor der Hütte fellen wir zum zweiten mal auf um nun auf das Pitztaler Jöchl aufzusteigen. Den letzen Teil des Aufstieges folgen wir dem E5 (Fernwanderweg Oberstdorf-Meran) bis wir das Joch erreichen. Von dort haben wir nochmal super Pulver bis wir den Parkplatz des Rettenbachferners erreichen.
Die Wildspitze stand am nächsten Tag auf dem Programm. Die Wildspitze ist der höchste Gipfel in Tirol und deshalb eine Klassiker, der vor allem im Frühjahr viel begangen wird. Vom Skigebiet aus (Tourenkarte 30 EUR) querten wir zum Mittelberg Joch. Den ersten Hang, den man normal abfahrt, gingen wir leider mangels Schneelage zu Fuß. Nach dem Auffellen ging der gemütliche Aufstieg los. Die Spalten und der Hängegletscher sind recht beeindrucken. Die Umgebung ist traumhaft. Da wir in der Früh durch eine gebrochene Bindung etwas Zeit verloren haben schaffen wir es diesmal leider nicht bis ganz oben. Aber die Wildspitze ist allemal einen zweiten Besuch wert. Wir fahren entlang der Aufstiegsspuren ab und nach dem Gegenanstieg sind wir zurück im Pitztaler Skigebiet.
Wer bis auf den Gipfel möchte sollte auf jeden Fall Steigeisen mitnehmen. Vom Skidepot aus geht man mit Steigeisen unschwierig am Grat entlang. Die Schlüsselstelle ist die Felspassage die letzten Meter bis zum Gipfelkreuz. Diese kann je nach Verhältnissen sehr dankbar oder auch mal etwas kniffelig sein. Wer nicht über den Notweg zu Fuß ins Tal gehen möchte, plant einen gewissen Zeitpuffer ein. Die letzte Bahn fährt um 16.20 Uhr Richtung Tal. Im Frühjahr, bei ausreichender Schneelage, kann auch über den Taschachferner abgefahren werden.
Vom Linken Fernerkogel hatten wir eine gute Aussicht auf die Abfahrt des Rechten Fernerkogel. Diese sah auch recht einladend aus. Fazit: Wär bereit ist aufzusteigen und entsprechendes Know-how für Gletschertouren hat, kann aktuell noch super Schneeverhältnisse antreffen. Auch im Pitztaler Gletscherskigebiet konnten wir überraschenderweise nicht weit von der Piste noch ein paar schöne Schwünge ziehen.