Ich wette jeder von uns, der ernsthaft Freeridet hat schon Mal von der romantischen Vorstellung geträumt ein Ski-Bum zu sein. Die ganze Saison über aus dem Kofferraum seines Pick-Up-Trucks leben, von Schneedump zu Schneedump zu tingeln und einfach jeden Tag Ski zufahren. Für die meisten „normalen“ Menschen ist das eine grausige Vorstellung. Es ist kalt, andauernd Nass, man hat keine Dusche, man kann nicht richtig Kochen. Auf das weiche Bett muss man verzichten, ganz geschweige das Sofa mit Gehirnberieselungsanlage. Das Leben ist ungewiss und unvorhersehbar, ständig muss man neue Probleme lösen.
Aber das macht für uns ja gerade das Abenteuer aus. Wir lernen neue Leute kennen, kommen in Gegenden, wo wir niemals gedacht hätten, dass wir dahin kommen. Unterwartete Dinge passieren, das Abenteuer hat uns verschlungen.
Aber wie kommt man eigentlich dahin, man wird nicht einfach von einem Moment zum anderen vom „Normalo“ zum „Vollzeit Ski-Bum“. Die meisten Ski-Bums hatten schon immer verrückte Ideen ab von der Norm.
Ein Beispiel sind diese 5 Evolutionsstufen eines zumindest „Teilzeit Ski-Bums“. Ein Creme-de-la-Creme-Ski-Bum sozusagen, der seinen Job auf 75% reduziert hat und seinen Heimathafen nur verlässt, wenn der große Dump angesagt ist.
##Evolutionsschritt Nr.1 - Iglu
Erste Anzeichen einer großartigen Ski-Bum-Kariere sind: Iglus bauen und darin übernachten.
Eine günstigere Unterkunft gibt es nicht und es wird sogar knapp über 0°C! Wenn man einmal durch den engen Eingangstunnel durchgekrochen ist, dessen decke niedriger ist als der Boden des Hauptraumes wird es gemütlich. Mit anatomisch angepassten Liegemulden und hoffentlich Schneefreien Isomatten (man sollte das Iglu etwas breiter bauen als die minimale Liegefläche) lässt es sich wunderbar und ungestört schlafen. Nur die Luftlöcher nicht vergessen, sonst schläft man etwas länger und tiefer als geplant…
##Evolutionsschritt Nr.2 - Zelt
Kosten? Ach jeder findet bei seinen Eltern doch bestimmt ein altes Aldizelt oder? ;)
Mit dieser Äußerst flexiblen Lösung gibt es keine Grenzen mehr. Unabhängig von Schneebeschaffenheiten (die einem beim Iglubau doch ganz schön ein Strich durch die Rechnung machen können) kann dieses Heim überall aufgestellt werden. Naja, zumindest überall wo man keine Tiere stört. Wir haben uns damals durch eine 2 Meter hohe Schneewand am Straßenrand durchgebuddelt und haben dann quasi unbemerkt direkt neben der Straße geschlafen. ACHTUNG: Skischuhe nicht draußen stehen lassen, sonst hat man beim Anziehversuch plötzlich seine Skischuhzunge in der Hand :-/ Je höher die Personendichte im Zelt ist, desto wärmer wird es. Wir sprechen hier von immerhin 10°C Temperaturdifferenz zwischen Innen und Außen. Als Dauerlösung muss man sich dann aber etwas mit den Feuchten Klamotten einfallen lassen.
So spaßig der Abend auch ist, so unspaßig ist es dann am nächsten Tag in die kalten, nassen Klamotten zu steigen.
##Evolutionsschritt Nr.3 – Das Überall-steh-Zelt
Schluss mit Zeltplatzsuche, viel Auf- und Abgebaue, Rumgeräume und eingefrorenen Skischuhen. Eine Holtzplattform kommt auf das Autodach und ein Wurfzelt wird mit vier Ösen befestigt. Das Autoinnere wird in Küche mit 12V-Kühlbox, Badezimmer mit Wasserhahn und Skikeller mit 12V-Skischuhheizern aufgeteilt.
Damit lassen sich dann auch fiese, kalte Schneestürme überstehen. Gekocht wird vor der Tür, gegessen wahlweise im Erdgeschoss mit Musik, oder im 1. Stock, wo einem das Essen ans Bett serviert wird.
Ein Wetterphänomen mit dem man als Tiefschneesüchtiger aber nicht rechnet, ist Regen! Es macht keinen Spaß morgens aufzuwachen und sein Bett im Regen abzubauen. Das führt unweigerlich, langfristig zum nächsten Evolutionsschritt.
##Evolutionsschrit Nr.4 – Winterfestes Wohnmobil
Während ich diese Zeilen tippe sitze ich mit meiner Freundin in unserem neuen Wohnmobil in Chamonix, die Standheizung läuft, die Gambas bruzzeln auf dem drei-Flammenherd, die Toilette ist im hinteren Flügel unseres Wohnmobils. Zu Fuß erreichen wir Kneipen, den Supermarkt und das wichtigste, den Skilift!
Kosten: Ganz schön teuer :( Aber lohnt sich! :) Mit der Solarzelle haben wir ausreichend Strom, der Kühlschrank liefert uns leckeres Essen, und der Boiler beschert uns unglaubliche Hochgefühle einer warmen Dusche. Der Skikeller ist endlich groß genug um die achtteilige Skisammlung zu beherbergen und Gäste können uns über Nacht besuchen kommen.
Die Gemütlichkeit lädt zu ausgedehnten Skat runden ein und die Kosten, die man für den Extraspritt locker machen musste, kann man durch ausreichendes Schmieren von Pistenjausen wieder wett machen.
Man sollte ein wenig aufpassen, dass man nicht direkt im Eingangsbereich vom 5 Sternehotel steht. Aber wenn man fast jeden Tag auf Achse ist, findet man eigentlich immer ein Plätzchen wo man niemanden stört.
Gerade sind wir vom Nahrungsnachschubgang aus dem Dorf wieder nach Hause gekommen, da habe ich eine Erleuchtung der nächste Evolutionsstufe entdeckt.
Warum nimmt man nicht einfach sein ganzes Haus samt Ofen und ausrichtbarer Mega-Solaranlage mit?! Diese Kollegen haben’s anscheinend getan. Ich werde mal mit meiner Freundin über eine absolut notwenige Investition sprechen…
