Das mit der Geduld ist schon so eine Sache. Ich gehöre ja zu denen, die im Oktober schon die Prophezeiungen des Wetterkerzen-Mannes bejubelt haben, der den Jahrhundertwinter ankündigte. Jetzt ist es Anfang Januar und in Tirol will es einfach nicht nennenswert schneien. Mich zieht es bei solchen Bedingungen auch nicht in die Berge. Von Innsbruck aus sind die weißen Kunstschneebänder in den Gebieten zu erkennen. Auf meinem Auto sind immer noch die Mountainbike-Träger, die Skibox verstaubt im Keller.
Aktuell regnet es hier bei 7°C. Mir ist gerade im Einkaufzentrum aufgefallen, dass es dort nur so von Urlaubern wimmelt. Es kann einem wirklich leid tun die Familien mit vollgepackten Autos zu beobachten, die bereits vor Monaten gebucht und viel Geld für Unterkünfte, möglichst nah am Skilift, ausgegeben haben. Jetzt flüchten diese Leute in die Täler und geben noch mehr Geld für Frust-Shopping, Restaurants, Kinos oder Wellness-Tempel aus. Dem Tiroler Tourismus stehen die Schweißperlen vielleicht noch nicht auf der Stirn, aber ob diese Leute im nächsten Jahr wieder kommen ist die Frage. Es wird zwar alles getan irgendwie Pisten zu ermöglichen, aber von Bergromantik bleibt nichts übrig. Mich persönlich ärgert es sogar sehr, was der Natur zugemutet wird um die Wirtschaft (Tourismus) am Laufen zu halten. Nachts wird beschneit und Wasser und Energie verblasen, morgens ist Skikurs und wenn die Kinder mittags beim Schnitzel sitzen läuft die geschmolzene Suppe wieder in den Inn. Vor über 20 Jahren wurde der vierte Teil der Piefke-Saga gedreht, in dem man völlig überspitzt die Zukunft des Bergtourismus karikierte. Wenn ich mir diesen Screenshot ansehe, dann frage ich mich schon ob die Sage von der Realität eingeholt wurde.
Ich habe in den letzten Tagen viele Bilder geschickt bekommen, die meine Hoffnung und Zuversicht auf Powder in meiner Nähe (Innsbruck) nicht gerade beflügelten. Auch Morris hat Bilder gesammelt, in Frankreich, der Schweiz und Vorarlberg wird es langsam richtig weiß, östlich vom Arlberg schneit es nur noch weit oben. Zwischen den Wolken sieht man, dass der Regen teilweise bis auf 1500 Meter und darüber die Wiesen durchfeuchtet. Immerhin, denn an Silvester galt außerhalb bewohnter Gebiete noch Raketenverbot wegen Waldbrandgefahr.
Wer von weiter anreist, sollte immer gut die Vorhersagen von Morris lesen und spontan entscheiden wohin es geht. Klar ist es viel teurer eine Unterkunft kurzfristig zu buchen, aber viel Geld ausgeben und dann im Regen stehen ist noch blöder. Ich liebe Freeriden, lebe mit darum in den Alpen, aber diesen Winter habe ich mir ehrlich gesagt noch keinen einzigen Skipass gekauft. Sollten im Januar noch zwei oder drei brauchbare Dumps kommen, dann lohnt es sich vermutlich immer noch eine Saisonkarte zu kaufen. Einen Vergleich dazu findet ihr hier. Ich kann es aber nicht mit meinem Gewissen vereinbaren auf den ohnehin überfüllten Gletscher zu fahren, wenn im Tal spätsommerliche Temperaturen herrschen, wie wir sie diesen Winter teilweise noch bis kurz vor Weihnachten hatten.
Wie steht ihr dazu? Diskutiert mit uns über die Kommentarfunktion, eure Meinung interessiert uns. Wintersport um jeden Preis oder ist Freeriden für euch auch ein Weg um unversehrte Natur zu erleben und zu respektieren? Was passiert in Zukunft – Gibt es in 20 Jahren dann Kunstschnee mit Pow-Kristallen der bis auf Gipfel in 3000 Metern gefeuert wird und bis +20°C locker bleibt? Wo ist eure Grenze? Wir sind gespannt…
Share the Stoke and leave no harm, Together we watch out for our Home. Patrick (gmeam)