Eisbären und Faceshots in Svalbard


Von Juulski an 7 März 2016 · 0

Mein Herz pocht und schlagartig bin ich hellwach. Zu Tode erschrocken und frierend wie Espenlaub sitze ich aufrecht in meinem dicken Daunenschlafsack. Ich kenne das Geräusch von dem ich aufgewacht bin: ganz eindeutig ein Knurren! Vor dieser Reise hat sich meine Phantasie nur ums Skifahren gedreht, doch jetzt sind es die Eisbär-Geschichten, die mir schlaflose Nächte bereiten. Auf der Insel Svalbard stellen Eisbären eine ernstzunehmende Gefahr dar. Es ist sogar so, dass dort mehr (ca. 3000) Eisbären als menschliche Einwohner leben, wodurch ein Gewehr zur Grundausrüstung gehört, sobald man die Stadt verlässt. Ich spitze die Ohren, doch alles ist ruhig und meine Kameraden scheinen alle tief und fest zu schlafen. Mein Herzschlag wird wieder langsamer. Der Infrarot-Alarm, auch als Eisbär-Alarm bekannt, hat nicht angeschlagen, genauso wenig wie Jarle, der Husky der unser Camp bewacht. Puh, Eisbären-Fehlalarm!

Caroline und Ich sind zwei holländische Ski-Journalisten. Wir haben uns ohne jegliche Erfahrung im Winter-Campen einer Ski-Expedition in Svalbard, mit Abenteurern aus aller Welt, angeschlossen. Wir fühlten uns bei unserem Guide Tobias Luthe in sicheren Händen. Genau wie wir, verbindet er seine Leidenschaft mit der Arbeit. Neben der Arbeit als Skiguide forscht er an der Universität Chur in der Schweiz zum Thema Nachhaltigkeit und hat dieses wissenschaftliche Erleben der Wildnis organisiert.

Wir legen mit einem kleinen Boot ab und rauschen zusammengepfercht über das eiskalte Wasser des Fjords. 40 Kilometer nordöstlich der Hauptstadt Longyearbyen werden wir, mit all unsrer Ausrüstung und einigen Schlitten (“Pulkas”), abgesetzt. Zu unserer Ausrüstung zählen zwei Zelte, Essen, drei Gewehre und nur wenig Wechselkleidung. Weniger ist mehr. In fünf Tagen werden wir mit unseren Pulkas, die wir selbst ziehen, wieder unseren Weg zurück nach Longyearbyen finden.

Mit dem Gewehr über der Schulter, machen wir uns bei strahlendem Sonnenschein auf den Weg. Obwohl es fast halb neun Uhr abends ist, hat die Zeit in dieser wunderschönen Umgebung nur wenig Bedeutung.

Auf dem 78. nördlichen Breitengrad, nur 1338 Kilometer vom Nordpol entfernt, scheint die Sonne 24 Stunden. Es gibt also keinen Grund sich zu beeilen um rechtzeitig, vor Einbruch der Dunkelheit sein Lager aufzuschlagen. Die bizarre Landschaft ohne jegliche Bäume beeindruckt uns sehr. Die dreiecksförmigen, spitzen Gipfel der Umgebung erinnern uns an Pyramiden, die aus den Fjorden emporragen und einen starken Kontrast zum strahlend blauen Himmel abzeichnen. Schritt für Schritt arbeiten wir uns voran, begleitet von absoluter Stille.

In dieser kargen Landschaft sind wir Mutter Natur so nahe, dass augenblicklich die Entspannung einsetzt. Als wir den Gipfel auf 935 Metern erreichen ist es beinahe Mitternacht. Tobias zieht seine Felle ab und sagt mit einem breiten Grinsen: „Macht euch keine Sorgen, dass die Hänge verspurt sind. Außer den Eisbären hinterlässt hier sonst niemand seine Spuren.“

Tobias ist ein wahrer Tausendsasser. Er ist nicht nur Skiführer und Professor, sondern hat auch noch seine eigene ökologische Skifirma namens “Grown” und organisiert „Science Experience Wilderness“ Reisen zu unterschiedlichen Zielen. Obwohl es auf dieser Reise in erster Linie um das Skifahren geht, teilt Tobias immer wieder seine Gedanken über die Entwicklung dieser entlegenen Gegend mit uns. Er ein absoluter Experte für dieses Gebiet und leitet ein Wissenschaftsprojekt über das Verhältnis zwischen Natur (Ökosystem) und den Menschen (soziales und wirtschaftliches System). Bei einem wohlverdienten Abendessen mit Kartoffelbrei und Lachs, erzählt er uns von den Veränderungen, die er in Svalbard in den letzten Jahren beobachten konnte.

Drei Uhr Früh: Unterricht in Ökologie
Drei Uhr Früh: Unterricht in Ökologie

Bevor der Tourismus einsetzte, war Bergbau der wichtigste Wirtschaftsfaktor. Heute erreichen jedes Jahr 40.000 Kreuzreisende die Insel Svalbard. Aufgrund der arktischen Klimaverhältnisse, verlassen die meisten Bewohner die Insel nach nur wenigen Jahren. Dadurch gibt es quasi keine Einheimischen und es gibt dadurch nur wenige Ansatzmöglichkeiten eine langfristige Strategie zum Schutz der Wildnis zu entwickeln. Für uns bedeutet das z.B, dass dir auf unserer Expedition auf das ach so beliebte Schneemobil verzichten um unsere Auswirkungen gering zu halten.

Weitere Informationen:

Svalbard, guided Arctic ski & sail,
Svalbard Tourismusverband und Tourismus Norwegen

Ihr könnt mit SAS von Amsterdam über Tromsø nach Svalbard fliegen. Wenn ihr in Tromsø übernachten wollt, dann empfehlen wir euch das Scandic Grand Hotel, mitten im Stadtzentrum.

Lass euch von diesem Video über Svalbard inspirieren!


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