Das wird eine spannende Woche für jeden der sich für Meteorologie interessiert, aber auch für jeden der Schnee liebt. Wir können jetzt davon ausgehen, dass die momentan stärkste Strömung, in weniger als einer Woche, von Osten nach Süden schwenkt. Grob gesagt bedeutet das also, dass die Zufuhr kalter Luft aus Russland zur Neige geht und wir uns auf warme Luft aus der Sahara einstellen können. Zuerst bedeutet das jede Menge Neuschnee, langfristig ist es jedoch nichts worüber wir uns freuen könnten. Aber hey, die Lifte am Corvatsch machen auch erst in sieben Wochen auf, also haben wir noch genug Zeit. Heute in der Vorhersage:
Als ich heute Morgen die Webcams gecheckt habe, sah es in manchen Teilen der Alpen nach Winter, in anderen nach Herbst aus. Der Herbst ist eigentlich der Hammer. Das Wasser im Meer ist noch warm (Montag hatte ich einen super Tag beim Surfen), doch die Atmosphäre kühlt bereits ab. Somit gab es in Österreich, der Tschechei und der Slowakei, letzte Woche, die ersten Schneefälle. In vielen Teilen Europas ist es für die Jahreszeit eigentlich noch zu kalt. An wolkenfreien Nächten viel das Thermometer vielerorts unter null Grad. Kalte Luft kam aus Russland nach Europa, was ihr auf der Karte gut als grünen Bereich erkennen könnt.
Die Kombination aus kalter Luft und hoher Luftfeuchtigkeit, bedeutet Schnee, wie wir es in Österreich und den Südalpen die letzten Tage gesehen haben.
Am heutigen Dienstag geht es mit Retrograde Bewegungen (auch bekannt als Retour d'est) los, wodurch es an der Grenze zwischen Frankreich und Italien zu Schneefällen kommt. Ich denke um den Mont Viso wird es besonders kräftig schneien. Später am Tage wird es heute auch im Osten Österreichs schneien. Das sind die letzten Auswirkungen der kalten Luft von Osten, denn das Wetter wird sich gravierend ändern.
Ab Mittwoch ändert sich das Wetter wieder. Von der Iberischen Halbinsel her, kommt ein Sturm Richtung Alpen (zu erkennen als "L" auf der Karte oben). Die Strömung über den Alpen wechselt, zwischen diesem Sturm und einem Hochdruckgebiet über Skandinavien, von Südosten nach Südwesten. Die kalte Luft aus Russland wird dadurch abgeblockt, wodurch mehr und mehr warme Luft aus Afrika in die Alpen gelangt. Die Strömung ist sogar so stark, dass uns eine klassische "Stau/Föhn"-Situation erwartet.
Auf der Föhnkarte unten, könnt ihr das gut erkennen. Zuerst kommt die starke Südströmung in den Westalpen an. In der Folge entsteht ein starker Föhnwind auf der Nordseite der Schweiz, sowie den französischen Nordalpen.
In Österreich kommt der Föhn erst deutlich später an.
Die Temperaturen werden steigen, ganz besonders in den Föhn-Gebieten auf der Nordseite der Alpen (seht euch die orangen Regionen an). Auf der Südseite der Alpen bleibt es kalt (da die Luft zum Aufsteigen gezwungen wird).
In den Westalpen ist es das gleiche Spiel. In den französischen Nordalpen und dem Rhöntal ist es warm (wegen der Strömung von Süden bis Südosten), doch südlich des Nationalparks Ecrins wird es (kurzzeitig) kalt.
Eine aktive Front kommt in den Alpen an, bedingt durch die Südströmung und den sich von Südwesten nähernden Sturm. Zu Beginn wird es noch kalt sein und in den französischen Südalpen, dem italienischen Piedmont und später auch am Monte Rosa und südlich des Gotthard schneien. Zunächst wird die Schneefallgrenze noch sehr niedrig liegen. Oberhalb von 1500 Metern schneit es dann schon kräftig, ganz besonders auf der Südseite von Ecrins und Piedmont. Am Donnerstag wandert die Schneefallgrenze dann nach Oben und kommt am Freitag auf etwa 2400 Metern an. Dieser Sturm wird besonders auf den Gletschern von Ecrins, Monte Viso, Gran Paradiso, der Südseite des Mont Blanc, Mote Rosa und Gotthard jede Menge Freshies liefern.
TIPP: Für mehr Details klickt euch durch unsere Schneekarten
Das Problem bei diesem Sturm ist, dass er nicht weiter nach Osten vordringen kann. Das bestimmende Hochdruckgebiet über dem europäischen Festland blockiert so ziemlich alles, wodurch auch keine kalte Luft von Norden ankommen kann. Da bleibt dann nur noch die warme Luft aus der Sahara. Die Temperatur wird während der Schneefälle ansteigen, der Schnee wird (bevor er in Regen übergeht) deutlich schwerer. Das ist gar nicht der Sturm den wir uns vorstellen, wenn wir an kalten, trockenen Powder denken. Aber lasst uns nicht vergessen, dass wir erst die zweite Oktoberwoche haben. Der Schnee der gerade fällt ist etwa einen Monat zu früh dran.
Am Wochenende normalisieren sich die Temperaturen wieder und der Winter verzieht sich wieder für eine Weile aus den Alpen. Der Niederschlag bringt nur den Gletschern etwas. So sollte es eigentlich auch sein im Oktober. Schnee der in tiefere Regionen fällt ist im Oktober noch zu früh dran. Das ist der Schnee den wir uns für November wünschen.
Stay stoked
Morris