Im Nordwesten Italiens, den östlichen französischen Alpen und der südlichen Schweiz schneit es heftig. Am Mittwoch kam der meiste Schnee herunter. Die Temperaturen waren relativ hoch, die Schneefallgrenze zwischen 1600 und 2200 m. Heute in der Vorhersage:
Der Schnee im Südwesten der Alpen ist seit Freitag in drei Etappen gefallen. Teilweise sind bizarre Neuschneemengen gefallen. Die Messstationen melden, dass im Schnitt die Schneedecke um 100-190 cm gewachsen ist. Die Neuschneemengen sind sogar noch großer. Durch den Wind, die Temperatur und das Gewicht des Schnees selbst, setzt sich der Schnee. Zur Veranschaulichung: Seit Dienstag sind am Simplon ca. 250 cm Neuschnee gefallen, die Schneedeck wuchs jedoch "nur" um 107 cm. Die hohen Temperaturen und das Gewicht des Neuschnees sorgten für eine Setzung der Schneedecke.
Wenn am Simplon die Schneedecke durch 250 cm Schneefall um 107 cm gewachsen ist, dann stellt sich die Frage wieviel Schnee in Bonneval sur Arc gefallen ist. Die Schneedecke ist um 145 cm gewachsen. Wieviel Schnee ist dort also gefallen? Drei Meter oder sogar mehr? Wir sind hier im Bereich der Vermutungen, denn die Station von Météo France misst nur die Schneedecke und nicht die gefallene Schneemenge. Das ist ein gravierender Unterschied.
Die Mengen an Schnee die im italienischen Piedmont seit Dienstag gefallen sind, sind schlichtweg unglaublich. Die Schneedecke ist um 80-190 cm gewachsen, gebietsweise wurden 340 cm gemessen. Auch dort hat sich die Schneedecke natürlich gesetzt. Die Schneedecke in Sestrière ist seit gestern um 150 cm angewachsen und es schneit noch immer.
Die Niederschläge sind oberhalb von 2300 m als Schnee gefallen, darunter hat es geregnet. Und es ist so viel Wasser vom Himmel gefallen. Flüsse sind über die Ufer getreten und gebietsweise wurde die Infrastruktur zerstört. Folgt auf Twitter dem Hashtag #allertameteoPIE.
450 mm Regen in nur 36 Stunden
Das sind die größten Niederschlagsmengen die ich finden konnte. Die wurden am Colle del Vaccera gemessen. 450 mm Regen auf 1450 m Höhe in nur 36 Stunden. Jetzt stellt euch mal vor es wäre kälter gewesen. Es hätten 450 cm Schnee werden können.
Diese großen Schneemengen sind auch an Probleme geknüpft. In den typischen Lawinenstrichen wurden die ersten größeren Lawinen beobachtet, manche davon reichten bis in die Täler. Die Lawinengefahr ist GROß bis SEHR GROß in allen Bergregionen des westlichen und nördlichen Piedmont, genauso im östlichen Aosta, der Gegend um den schweizer Simplon und der Grenzregion zwischen Italien und Frankreich (Haute Tarentaise, Haute Maurienne und Queyras). Die Behörden bitten darum bis mindestens Samstag auf Skitouren zu verzichten und am Sonntagmorgen zu beurteilen wie die Bedingungen sind. Die Temperaturen waren hoch, jede Menge Schnee ist gefallen, die Temperaturen steigen am Samstag nochmals und große Spontanlawinen sind in den nächsten 36 Stunden möglich.
Der meiste Schnee ist im italienischen Piedmont gefallen (es schneit dort immer noch), genauso an der italienischen Grenze zu Frankreich. Weiter westlich gehen die Schneemengen rasch nach unten. Daher wird zwar Val d'Isère noch mit Schnee überschüttet, in Tignes wird es aber schon weniger und in La Plagne noch weniger.
Ihr könnt euch die Unterschiede zwischen Ost (Val d'Isère) und West (La Plagne) auf unseren regionalen Schneekarten genauer ansehen. (klicken und nach unten scrollen).
Unsere Schneekarte der letzten 6 Tage geben euch einen guten Eindruck davon, wieviel Schnee gefallen ist. Drei Dinge solltet ihr dabei beachten:
Zoomt euch näher an ein Gebiet (z.B. Val Thorens) und die Unterschiede sind gravierend. In Val Thorens ist etwas Schnee gefallen, doch das ist nichts im Vergleich zu den Gebieten an der italienischen Grenze, wo es oberhalb von 2200 m Höhe richtig viel Schnee fallen gelassen hat.
Heute (Freitag) hört es auf zu schneien. Es gibt nur wenige geöffnete Lifte im Nordwesten Italiens und dem Osten Frankreichs und ihr solltet euch weit nach oben orientieren. In der Monte Rosa Gegend (Alagna-Gressoney) eröffnen am Samstag einige Lifte. Eigentlich hätte dort schon heute (Freitag) geöffnet werden sollen, doch wegen der starken Schneefälle wurde die Eröffnung verschoben. Cervinia-Zermatt ist auch eine Option, doch bedenkt, dass auf der schweizer Seite der Grenze weniger Schnee gefallen ist und der Schnee stärker vom Wind beeinflusst wurde. Das Gleiche gilt für Saas Fee: weniger Schnee, viel Wind. In Montgenèvre laufen die Lifte bereits. Es schneit ohne Ende weiter und die Lifte werde auch am Samstag offen haben.
Ich würde nach wie vor für Samstag auf Gressoney oder Montgenèvre setzen. Am Sonntag wäre auch eine Tour denkbar. Geht von einem hochgelegenen Gebirgspass los, doch prüft zuerst die Lawinenlageberichte!!!
Am Sonntag trifft eine Kaltfront aus Norden auf die Alpen. Das sorgt für einen kleinen Nordstau. Im Nordwesten der Schweiz und dem nördlichen Vorarlberg könnte es zwischen 10 und 15 cm bringen. Der Rest der Nordalpen muss sich mit 2-5 cm begnügen.
Nach Sonntag platziert sich ein Hochdruckgebiet über den Alpen. Dadurch sinkt zwar die Temperatur, doch durch den steigenden Druck werden auch die Stürme ferngehalten. Glaubt man den jüngsten Berechnungen, dann wird dieses Hochdruckgebiet sehr hartnäckig. Bis zur Mitte der Woche brauchen wir also nicht mit Neuschnee rechnen. In der Po-Ebenen ist immer noch einiges an Feuchtigkeit in der Luft, was in Verbindung mit der Strömung aus Osten und kalter Luft für die große Überraschung sorgen könnte. Anfang Dezember ist wieder Platz für neue Stürme
Stay stoked. Morris