Lawinenairbag & Flugzeug: Nachholbedarf bei den Herstellern

Lawinenairbag & Flugzeug: Nachholbedarf bei den Herstellern

Der Lawinenairbag erlebt zurzeit einen regelrechten Boom. Immer mehr Freerider fahren mit ABS, Snowpulse und co. durchs Gelände. Solange man mit dem Auto oder Zug unterwegs ist, ist das auch kein Problem. Doch sobald man in einen Flieger steigen will, wir der Lebensretter zum echten Problem.

Das grosse Staunen

Obwohl es Lawinenairbags seit Jahren gibt, scheint es jedes Mal so, als würden die Mitarbeiter am Flughafen dieses Ding zum ersten Mal in Ihrem Leben sehen. Ich hatte bislang jedes Mal Diskussionen. In Japan konnte ich jeweils, dank der guten Englisch Kenntnisse der Angestellten, erklären um was es sich handelt und durch vorzeigen der Dokumente und der Beschreibung auf der Kartusche doch noch weiterreisen. Allerdings muss man jedes Mal mit einer Stunde Verzögerung rechnen.

Der Horror in Georgien

Was ich und meine Gefährtin jedoch am Samstag in Tiflis (Georgien) erleben mussten, schlägt dem Fass den Boden aus. Bereits beim Betreten des Flughafens von Tiflis fand der erste “Security Check” statt. Und da begann das große Theater. Als ihr Rucksack durch den Scanner ging, wurden alle nervös und begannen aufgeregt zu diskutieren. Dabei ist Ihnen mein Rucksack gar nicht aufgefallen. Jedenfalls verloren wir schon hier mindestens eine halbe Stunde um denen zu erklären, dass das Mitführen erlaubt Ist.

So richtig los ging es aber erst beim Security Check zu den Gates. Ich hatte meinen Rucksack aufgegeben, während sie ihn mit an Bord nehmen wollte, was beim Hinflug auch alles klappte. Trotz vorzeigen aller Dokumente und Bestätigung der Airline, wollten die Beamten meine Begleitung nicht mit der Patrone Fliegen lassen.

Das große Warten (Die Dokumente liegen auf dem Tisch, die Patrone hat der Beamte im Hintergrund)
Das große Warten (Die Dokumente liegen auf dem Tisch, die Patrone hat der Beamte im Hintergrund)

Das große Problem war, dass die Englischkenntnisse der Beamten sehr zu wünschen übrig ließen und der wohl eher selbst ernannte “Chef” ziemlich schlechte Laune. Außerdem beanstandeten sie, dass die Angabe auf er Kartusche nicht mit der auf dem IATA Dokument übereinstimme.
Nach mindestens einstündiger Diskussion und dem Verlangen eines offiziellen Dokumentes, auf dem der “Chef” begründet weshalb er die Kartusche zurückbehalten will, kamen wir zu dem Kompromiss, dass wir ihre Kartusche im geleerten zustand mitführen dürfen. Wie Ihr euch sicherlich vorstellen könnt, gibt es dazu nur eine Möglichkeit: Den Airbag auslösen. Das dies auf einem Flughafen keine sonderlich gute Idee ist, dürfte wohl einleuchten. Nun, meiner mittlerweile ziemlich aufgebrachten Gefährtin war dies mittlerweile recht egal und so folgte sie der Anweisung, den Airbag auf der Toilette auszulösen. Dem Knallen und Zischen, folgten Schreie, und mich durchfuhr kurz eine ziemliche Panik. Glücklicherweise konnten wir dann beide wohlbehalten aber angefressen zu unserem Gate gehen.

Der ausgelöste Airbag
Der ausgelöste Airbag

Als wir gerade dachten, es endlich überstanden zu haben kam die Durchsage, ich solle mich sofort beim Gate melden. Mir war natürlich sofort klar was los war und machte wich auf eine weitere Diskussion gefasst.
Mein Glück war wohl, dass der Sicherheitsbeamte im Keller recht gute Laune hatte und mich einigermaßen verstand. Nach kurzer Diskussion konnte ich die Beamten zum Glück umstimmen, und sie erlaubten mir den Rucksack so wie er ist mit zu nehmen.

Die Kartusche wurde von Mammut übrigens problemlos ersetzt. Vielen Dank dafür!

Dringender Nachholbedarf bei den Herstellern

Um solche Situationen in Zukunft zu vermeiden, ist meines Erachtens sehr viel Aufklärungsarbeit der Hersteller von Airbags notwendig. Außerdem sollten die Angaben auf einigen Kartuschen angepasst werden. Während auf den Dokumenten der IATA (International Air Transport Association) von 200mg Gas gesprochen wird, ist die Mengenangabe auf einigen Kartuschen in ml oder Liter angegeben. Dies führt oft zu Verwirrung.

Inhaltsangabe in Liter...
Inhaltsangabe in Liter…
...und hier in mg
…und hier in mg

Die Angaben sind von Hersteller zu Hersteller verschieden. Bei ABS ist es z.b. in KG un L. Eventuell sollte man sich hier auf ein einheitliches System einigen.

Des Weiteren sollten die Dokumente der IATA und der Hinweis auf der Kartusche in deutlich mehr Sprachen vorhanden sein. Besonders für Destinationen die für das Freeriden bekannt sind. Die wichtigsten Sprachen sind für mich Deutsch, Englisch, Französisch, Spanisch, Italienisch, Russisch, Indisch, Türkisch, Griechisch und Japanisch. Offensichtlich wäre Georgisch auch hilfreich. Denkbar wäre für mich auch ein mehrsprachiges Dokument mit Stempel und Unterschrift von der IATA, welches man beim Kauf eines Airbags erhält.

Meine Tipps für Reisende

Beim Reisen mit Airbag immer genügend Zeit einplanen. Den Airbag am besten als Aufgabegepäck mitführen. Und ganz wichtig. Immer die nötigen Dokumente und Bestätigung von der Airline mitführen.

TobyMcGreen

Reaktionen

Fortgeschritten
-Patrick-Autor24 Januar 2017 · 08:46

Habt ihr ähnliche Erfahrungen gemacht? Es wäre interessant zu wissen welche der beliebten Ski-Reiseländer von dem Problem besonders betroffen sind. War z.B. jemand in Süd-Amerika mit einem Airbag-Rucksack?

Share the Stoke and leave no harm, Together we watch out for our Home.
Fortgeschritten
Manus82Autor29 Januar 2017 · 22:50

Hallo, da hast Du wohl die Angaben im IATA doc leider nicht richtig interpretiert.

Die 200mg beziehen sich auf den Sprengstoff im Zünder, beim ABS sind das 190mg, steht auf dem ABS Spec. dokument. Mammut/Snowpulse betrifft dies nicht, da dort mechanisch ausgelöst wird.

In der zitierten IATA Tabelle steht keine Gas-Mengen beschraenkung - es muss lediglich ungiftig und nicht brennbar sein (Division 2.2).

Gruesse

Experte
TobyMcGreenAutor30 Januar 2017 · 16:28

Vielen Dank für deine Antwort @@Manus82
Leider sind die meisten Benutzer von Airbags und vorallem die Sicherheitsbeamten am Flughafen weniger gut informiert als du (einschliesslich mir). Daher hoffe ich, dass die Informationen auf den Zylindern, Datenblättern und IATA Dokumenten künftig verständlicher und einheitlicher dasgestellt werden. Denn eine solche szene möchte ich nie wieder an einem Flughafen erleben müssen.

Champagne Powder, quite possibly the closest thing to the use of illegal drugs!
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