Jeder hat seine Stärken und Schwächen: Weltmeisterin Eva Walkner im Interview

Jeder hat seine Stärken und Schwächen: Weltmeisterin Eva Walkner im Interview

Kurz nachdem die Athleten im Riders-Meeting erfahren hatten, dass es nur noch eine ganz kleine Chance auf einen Contest in Chamonix gibt, haben wir mit Eva Walkner gesprochen. Trotz wenig Schnee wurde alles versucht um doch noch einen Hang in der Region zu finden, der einen Wettkampf zulässt. Die zweifache Gesamtsiegerin sprach mit uns über ihre Vorbereitung, das Warten und den großen Moment im Startgate, sowie über die Gefühle, von denen die Athleten auf der Tour begleitet werden.

In den Alpen fehlt es an Schnee. Wie und wo hast du dich für die Freeride World Tour 2017 vorbereitet?

In diesem Jahr hatte ich vergleichsweise wenig Vorbereitung und fühle mich jetzt auch noch nicht ganz so super fit. Ich bin eine Woche nach Jackson Hole geflogen, das war recht cool. Ich denke aber auch, dass schlechte Bedingungen perfekt sind, um zu trainieren. Je schlechter desto besser. Das macht dich richtig fit und stark.

Der Contest hier in Chamonix wurde jetzt immer wieder um einen Tag verschoben. Wie gehst du mit der Situation um und wie gestaltet sich die Wartezeit?

Ich bin jetzt schon relativ lang dabei, seit 2010. Ich mache mir jetzt nicht mehr so viele Gedanken, sondern nehme es so wie es ist. Wir können es sowieso nicht ändern. Gerade hier in Chamonix haben wir ein sehr dichtes Programm, mit Safety-Workshops und Terminen. Gestern waren wir auf einer relativ langen Skitour, wir sitzen also nicht nur herum. Ich sehe das alles ganz easy.

Wie sind deine Eindrücke von den Schneebedingungen am Contest-Face vom Vorjahr?

Das Face vom letzten Jahr war glaube ich nie wirklich geplant und schon vor zwei Wochen abgesagt. Geplant wäre das Face gewesen, zu dem wir gestern die Skitour gemacht haben, irgendwo Richtung Schweiz. Das hätten wir uns anschauen sollen, aber in Chamonix direkt war, soweit ich weiß, nie etwas geplant.

Die Schneeverhältnisse in den kommenden Wochen könnten in den Alpen ähnlich schwierig bleiben. Siehst du da einen Vorteil für dich als ehemalige Alpinrennläuferin?

Ich glaube ich bin technisch eine saubere Skifahrerin, habe natürlich auch meine Stärken und Schwächen. Die Stärken liegen sicher in der Technik und darin, dass ich einen starken Körper habe. Ich trainiere sehr viel und kann dadurch einfach auch ganz andere Ski fahren. Ich glaube, wenn es ums Springen geht, dann haben wir mehrere Mädels die hoch springen können. Beim Style haben wir Mädels wie die Ari (Arianna Tricomi), die einen megaguten Style haben, von dem ich weit weg bin. Jeder hat seine Stärken und Schwächen. Je schlechter der Schnee ist, desto mehr kommt bei mir der Racing-Background heraus. Ich glaube das hilft mir sicher mehr. Ich fühle mich dann meistens ganz gut und denke, dass es mir dabei hilft, meine Stärken eher auszuspielen. Im Pulverschnee kommt es weniger darauf an, eine starke Technik zu haben, da kann man eher „playful“ sein, da gibt es dann auch Stärkere als mich. Es macht mehr Spaß im Pulverschnee, aber ich kann meine Stärken besser ausspielen wenn der Schnee schlechter ist.

Was ist für dich das coolste und das nervigste daran, Athlet bei der Freeride World Tour zu sein?

Nervig ist, dass du viel herumsitzt, während es vielleicht in anderen Regionen viel schneit und du sitzt dort, wo es nur wenig Schnee hat. Vor zwei Jahren sind wir beispielsweise immer genau da gewesen wo es gerade keinen Schnee hatte. Es ist mühsam, wenn du weißt, es geht eigentlich irgendwo richtig gut und du bist genau da wo man warten muss, weil es eigentlich nicht so cool ist. Das schlägt dann schon etwas auf das Gemüt, weil du eigentlich gern Skifahren würdest, anstatt rumzusitzen. Das coolste ist, wenn der Run aufgeht und du genau das machen kannst, was du dir vorgenommen hast.

Du hast mal in einem Interview gesagt „Ich hasse Wettkämpfe“, jetzt startest du das zweite Mal als Titelverteidigerin in die Saison. Hast du dieses Gefühl immer noch?

Das ist vielleicht etwas überspitzt formuliert, einige Journalisten wollen sowas gern aufbauschen. Ich bin aber sicher kein Wettkampftyp und mag es nicht, oben im Startgate zu stehen. Ich bin dann extrem nervös, angespannt und habe oft ein ganz schlechtes Gefühl. Was ich aber daran mag, ist, dass ich dadurch selbst aus meiner Komfortzone gehe und mich dadurch mental und menschlich weiterentwickeln kann. Ich sehe Wettkämpfe als gute Schule dafür, mache es aber nicht, weil es mir voll Spaß macht.

-Patrick-

Reaktionen

Tourist
AnonymAutor9 Februar 2017 · 17:35

Ein richtig ehrliches(“Ich hasse Wettkämpfe”) und bedingt durch die journalistisch richtig gestellten Fragen, sehr gelungenes Interview!
Glückwunsch!

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