Ist Recco der passende Safety-Partner für die Freeride World Tour?

Ist Recco der passende Safety-Partner für die Freeride World Tour?

Seit 2008 hat sich die Freeride World Tour immer weiter etabliert. Sie ist jetzt sowas wie die Freeride-‘Champions League’. Die besten Skifahrer und Snowboarder treffen hier aufeinander um, im Laufe von fünf Veranstaltungen, den Freeride Weltmeister (oder natürlich die Weltmeisterin) zu küren. Lasst und für einen Moment vergessen, dass es jede Menge ausgezeichnete Rider da draußen gibt, die gar keine Zeit oder kein Interesse daran haben sich mit anderen zu messen, sondern lieber Videos für ihre Sponsoren produzieren. Das muss natürlich jeder für sich entscheiden und lenkt auch nicht von der Tour selbst ab, denn auch dieses Jahr sind wieder außergewöhnlich gute Skifahrer und Snowboarder mit dabei, so zum Beispiel Jeremie Heitz, Logan Pehota, Drew Tabke oder Reine Barkered. Leider sieht es aber so aus, als ob die Freeride World Tour der ‘Champions League’ ein wenig zu ähnlich wird und das Geld den Weg immer mehr bestimmt. Das hängt alles mit der Rolle von Recco zusammen.

Was ist Recco eigentlich?

Recco ist schon seit einiger Zeit Partner der Freeride World Tour. Für alle die Recco nicht kennen: Es handelt sich um einen Reflektor, der bereits in viele Kleidungsstücke eingenäht wird. Die Bergrettung in etwa 600 Gebieten ist mit einem Gerät ausgestattet, das es ihnen ermöglicht den Reflektor aufzuspüren. Unter Bergführern und anderen Skifahrern oder Snowboardern, die sich als Freerider bezeichnen, ist das Recco System eher dafür bekannt einen leblosen Körper im Schnee ausfindig zu machen. Da euch nur bis zu 15 Minuten verbleiben um eure Kumpel aus einer Lawine auszugraben und zu retten, ist Recco schlichtweg nicht das System das ihr verwenden solltet, da ihr nicht über das Rettungsgerät verfügt. Ihr braucht unbedingt ein LVS, eine Schaufel und eine Sonde. Das sagt Recco auch selbst in diesem Video: Es ist kein Ersatz für das LVS oder die Kameradenrettung. Soweit klar, oder?

Es gibt auf jeden Fall Situationen in denen Recco sehr nützlich ist. Bei Rettungsaktionen auf dem Meer, oder wenn jemand sich im Wald verirrt hat. Das System ermöglicht es eine riesige Fläche in kurzer Zeit abzusuchen. Sollte es jedoch als System zur Lawinenrettung vermarktet werden?

FWT geht Partnerschaft mit Recco ein

Seht euch das obige Video an. Nicht das von Recco, sondern das in dem der CEO der Freeride World Tour über die Partnerschaft mit Recco spricht. Es steht immer noch die Frage im Raum, ob Recco der richtige Partner für die Freeride World Tour ist. Seht euch einige Zitate aus seinem Monolog an.

  • “For Freeride World Tour safety has been priority number one, since day one - 22 years ago”

Sehr gut, denn Sicherheit und Risikomanagement sind für jeden (professionellen) Freerider wichtig.

  • “The strength of the Recco System is that it will always work”

Ja, das stimmt auch. Denn Recco ist ‘lediglich’ ein Reflektor. Nur ärgerlich, dass das notwendige Gerät um eure Kumpel in einer Lawine aufzuspüren nicht da ist, wenn ihr es braucht. Außer ihr seid bei der Bergwacht, dann vielleicht. Das ist auch das Haupt-‘Problem’ am Recco-System. Es gibt viele Situationen in denen das System zusätzlichen Wert hat, außer jedoch bei einem Lawinenunfall abseits der Pisten, wo nur wenig Zeit für die Rettung bleibt.

  • “An avalanche transceiver is an equipment you must have which works most of the time”

Aha, also Recco funktioniert immer und das LVS funktioniert meistens. Wie kommt es dazu?

  • “But there are times when it’s not switched on or the batteries are too low or there is an interference”

Das ist fragwürdig. Wie habt ihr bisher die Sicherheit der teilnehmenden Rider überprüft? Habt ihr nie einen einfachen LVS-Check durchgeführt, bevor die Rider das Face befahren haben? Und schwache Batterien? Jedes LVS sendet sein Signal auf 457 kHz mehrere Stunden weiter, auch wenn die Batterien bereits fast leer sind. Das sollte für einen Event, bei dem die Athleten von der Bergwacht und Helikoptern bewacht werden eigentlich ausreichen. Dieses Argument ist also nicht wirklich gültig. Störungen könnten ein Faktor sein, da LVS-Geräte unter Umständen weniger gut funktionieren, wenn Smartphones, Magnete, usw. in ihrer Nähe sind.

  • “When riders respond that they don’t need a Recco reflector because they already have an avalanche transceiver, we now respond saying: We also thought so a couple of years ago. But speaking with people and knowing the product we know that this second layer of safety brought by the Recco device is absolutely key.”

Hier frage ich mich wirklich mit wem sich unterhalten wurde. Wir haben mit verschiedene Bergführern und jeder Menge Freeridern darüber gesprochen und das Urteil lautet sehr einstimmig folgendermaßen: ‘Recco ist eine tolle Methode um eine Leiche in einer Lawine aufzuspüren’. Nochmal, es gibt viele Situationen in denen das System zusätzlichen Wert hat, außer jedoch bei einem Lawinenunfall abseits der Pisten, wo nur wenig Zeit für die Rettung bleibt. Das ist vermutlich auch der Grund, aus dem Herr Woods sagt, dass es sich um eine zweite Sicherheitsinstanz handelt und nicht um die erste.

  • “It’s not one or the other. It’s both, to optimize your chances”

Zum Glück hat das Video einen positive Abklang. Natürliche ist es nicht das eine oder das andere. Es ist nur das eine und zwar LVS, Schaufel und Sonde. Wenn ihr Recco trotzdem tragen wollt, dann ist das kein Problem, verlasst euch aber auf keinen Fall darauf, dass dieses System euch retten kann, wenn ihr in einer Lawine gefangen seid.

Bewegt euch nie abseits der Pisten, ohne LVS, Schaufel und Sonde
Bewegt euch nie abseits der Pisten, ohne LVS, Schaufel und Sonde

Ist Recco der richtige Partner für die FWT?

Der Text auf der Website der Freeride World Tour ist eindeutig:

The FWT requires that all competitors in every competition carry an avalanche transceiver, shovel, probe, and know how to use them; as well as a helmet and a certified and separate back protection.

New for the 2017 season, FWT is teaming up with RECCO search and rescue to provide snow safety products for every competitor. Every rider who does not have a RECCO device already will get a maximum of one device at the first event that he/she competes in, which will complete the mandatory equipment for every rider. All equipment, verified on competition day prior to events, is mandatory in order to compete.

An avalanche airbag is only mandatory on the Freeride World Tour, not on FWQ or FJT, unless specified otherwise. Harnesses are only mandatory if the organizers ask for it but be prepared to have one!

The equipment along with a transceiver check and a RECCO reflector check will be done prior to the competition. Any rider missing any of the mandatory equipment will not be allowed to start and will get a DNS (did not start).

Die Partnerschaft mit Recco wirft einige Fragen auf. Recco ist vielleicht eine gute Zusatzoption am Contest-Tag, wenn die Bergrettung in höchster Alarmbereitschaft steht und Hubschrauber bereits in der Luft sind, doch das ist keine alltägliche Situation. Durch die Andeutung, dass Recco immer funktioniert und das LVS nicht immer, verleitet unerfahrene Freerider denen es an Wissen und Erfahrung fehlt, vielleicht zu denken: „Ich habe Recco in der Jacke, ich kann abseits der Piste fahren gehen.“ Somit ist es fraglich, ob Recco wirklich der richtige Partner für die Freeride World Tour ist.

Arjen
was born with maps of ski areas in the cradle and has visited almost all of them. His great passion is freeriding.
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