Welcher Schnee ist der beste?

Welcher Schnee ist der beste?

Nicht jede Schneeflocke gleicht der anderen. Manchmal ist Schnee leicht und fluffig, manchmal ist er schwer. Es wird gesagt, dass die Inuit mehr als 100 Wörter für Schnee haben. Ich muss zugeben es gibt einige Wörter die ich selbst häufiger verwende als andere. Champaign Powder, Slush Puppy, tiefer Pow, Corn Snow und Kunstschnee sind nur ein paar davon. Nicht jede Flocke ist gleich und daher kann sich Schnee auch sehr unterschiedlich anfühlen. Hier bekommt ihr einige klärende Worte über die wunderbare Welt des Schnees.

Schnee ist weit mehr als gefrorenes Wasser

Schnee ist nur gefrorenes Wasser, mit diesem Slogan aus dem letzten Jahrhundert, leitete die Surfermarke O’Neill ihren Einzug in die Welt des Snowboardens ein. Es steckt zwar ein gewisser Wahrheitsgehalt darin, doch in der Realität ist es etwas anders. Schnee ist vorwiegend Luft und nur ein bisschen gefrorenes Wasser. Im Schnitt sind es 90% Luft und nur 10% Wasser. Unter normalen Bedingungen entsteht bei 1mm Wasser also 1 cm Schnee. Je mehr Luft im Schnee vorhanden ist, desto weniger Wasser wird allerdings benötigt um 1 cm Schnee zu erzeugen. Es gibt vier grundlegend verschiedene Arten von Schnee:

  • Leichter Schnee
  • Normaler Schnee
  • Schwerer Schnee
  • Kunstschnee

Leichter Schnee

Leichter Schnee ist locker, fluffig und im Idealfall sogar ohne jegliche Bindung. Wenn der Schnee sehr leicht ist, dann ist er auch sehr trocken. Es ist fantastischer Schnee um mit Ski oder Snowboard darauf zu gleiten. Er gibt euch regelrecht das Gefühl auf Luft zu schweben. Wie ein warmes Buttermesser schneidet ihr durch den Schnee. Dieser Typ Schnee fühlt sich unendlich (gut) an, wenn er in großen Mengen fällt. Andere Begriffe für diese Art von Schnee sind Champaign Powder, Blower Pow, Cold Smoke Blower Pow, pipapowder, super trockener Schnee, usw…

Meteorologen sprechen dann von leichtem Schnee, wenn er weniger als 7% Wasser beinhaltet. Ein kleine Menge Feuchtigkeit von weniger als 0,7 mm führt zu einem Zentimeter leichtem Schnee. Solcher Schnee besteht aus 93% Luft. Oft finden wir solchen Schnee in den Alpen nicht, da müssen wir oft in den USA, Kanada oder Japan suchen; so hört man es zumindest sehr häufig. So ganz stimmt das aber nicht. Solcher Schnee fällt auch in den Alpen hin und wieder, so lange die Bedingungen stimmen.

Leichter Schnee braucht niedrige Temperaturen (also so kalt wie möglich) und idealerweise absolut keinen Wind. Eine Kaltfront in der Atmosphäre ist genug, um solche Dumps zu erzeugen. Sie treten in den kältesten Perioden des Winters in niedrigeren Regionen des Berges auf. Es kann aber auch im März oder April dazu kommen, sofern es kalt genug ist. Mit sehr wenig Feuchtigkeit kann sehr viel leichter Schnee erzeugt werden. Schade, dass auf unseren Breitengraden sehr oft die Sonne zum Spielverderber wird. Selbst der fluffigste Schnee wird durch die Strahlung der Sonne schnell kompakter. Die Temperatur und der Wind sind zwei Faktoren die in Europa dafür sorgen den Schnee zu versauen. Wenn ihr es selbst einmal erlebt habt, wisst ihr genau was ich meine.

Arjen powdert im leichten Schnee von Livigno
Arjen powdert im leichten Schnee von Livigno

Normaler Schnee

Normaler Schnee ist nicht leicht, aber auch nicht zu schwer. Es ist guter Schnee. Diesen Typ Schnee finden wir in den Alpen am häufigsten. Während einem Sturm gehen die Temperaturen oft rauf und runter, der Wind kann stark sein, die Temperaturen sind nicht sehr niedrig. Die Alpen sind weit genug vom Ozean entfernt um dort Schnee zu erzeugen, der nicht so feucht ist, es ist aber selten der Fall, dass er super leicht ist. Es ist einfach toller Powder. Freeride-Anfänger sind von diesem Schnee (und wir natürlich auch) sehr begeistert, aber es geht einfach noch besser

Wenn ihr in normalem Schnee unterwegs seid, dann kommt ihr nie auf den Untergrund durch. Die Flocken sind etwas größer und ihr müsst euch etwas mehr Mühe geben um einen Faceshot abzubekommen.

Normalen Schnee definieren Meteorologen im Bereich von 7-12% Wasseranteil. Ihr braucht 0,7-1,1 mm Wasser für einen ganzen Zentimeter Schnee. Das ist der Schnee den ihr in den Alpen findet. Dieser Schnee nimmt bereits ab dem Augenblick an dem er gefallen ist Bindung auf.

Größere Flocken
Größere Flocken

Schwerer Schnee

Schwerer Schnee hält mehr Feuchtigkeit und ist kompakter. Die fallenden Flocken sind größer und schwerer, er klebt auch gut zusammen. Schwerer Schnee ist nasser Schnee und beinhaltet sehr viel Wasser. In seiner dramatischsten Form ist er sehr schwer zu fahren. Sierra Concrete (Beton), Slush Puppy, Heavy Mud (Schlamm) sind Begriffe, die diesen Schnee beschreiben.

In der Meteorologie spricht man von schwerem Schnee, wenn mehr als 1,1 mm Wasser benötigt wird um einen Zentimeter Schnee zu erzeugen. Dieser Schnee fällt dann, wenn eine Warmfront einzieht. Die Luft wird wärmer und der Schnee ist schwerer. Oft findet ihr diesen Schnee auch in niedrigeren Lagen, wenn es einfach nicht kalt genug ist. Im Schnitt kommt Niederschlag etwa 150-200 m unterhalb des Gefrierpunktes als Schnee herunter. Ist der Gefrierpunkt auf 1750 m, dann ist die Schneefallgrenze auf 1550 m. Der Schnee der zwischen 1750 m und 1550 m fällt ist schwerer und feuchter, als der Schnee der in höheren Lagen fällt.

Surfen im schweren Schnee: Super!
Surfen im schweren Schnee: Super!

^Schnee schrumpft Ein Meter gefallener Schnee bedeutet nicht, dass die Schneedecke 1 m anwächst Lest diesen Artikel und ihr wisst warum.

Natürlicher Schnee besteht in erster Linie aus Luft. So viel Luft im Schnee bedeutet natürlich auch, dass die Schneedecke stärker zusammenschrumpft je mehr die Flocken zusammenkleben. Aufgrund des Gewichts des Schnees, des Windes, oder der permanent wechselnden Temperatur sinkt die Schneedecke in sich zusammen. Dadurch schrumpft ein 20 cm Dump schnell zusammen, da die Luft herausgepresst wird und die Flocken sich verbinden.

Kunstschnee

Kunstschnee wird durch Maschinen hergestellt. Das ist einer der Gründe warum Europäer gern nach Nordamerika fahren: Sie denken der Schnee ist weicher. So ist es auch, denn Kunstschnee findet in Nordamerika weit weniger Verwendung. In den Alpen kann kaum ein Skigebiet an eine Saison ohne Kunstschnee auch nur vorstellen. Das hat nichts mit fehlendem natürlichen Schneefall zu tun. Die Skigebiete brauchen den Kunstschnee um eine hohe Qualität der Pisten zu gewähren. Dieser Schnee ist nur für die Pisten, nicht für das Gelände. Es ist wichtig den Massen ein gutes Erlebnis bieten zu können, aber mit Freeriden hat das nichts zu tun. Kunstschnee benötigt 2-2,8 mm Wasser um einen Zentimeter Schnee zu erzeugen.

Im Kunstschnee ist nur wenig Luft
Im Kunstschnee ist nur wenig Luft
meteomorris

Reaktionen

Tourist
ScruffiAutor27 November 2017 · 19:16

Hey! Ich habe wiedereinmal ein paar Fragen :-)
Erstens wie man Champaign Pow voraussagen kann. Wie kalt soll es den etwa sein während des Schneefalls? Und was für unterschiedliche Einflüsse hat die Temperatur währen des Schneefalls im vergleich zu einer klaren Nacht mit Temperaturen kälter als -20 Grad die dem Schnee die Feuchtigkeit enzieht…oder anderst gefragt, fällt normaler Schnee nicht zu grosse Flocken und die Nacht ist Sternenklar, bedeutet dies Champaign?
Wäre es möglich in der vorhersage auch die Luftfeuchtigkeit zu erwähnen? Ich denke dies ist der entscheidende Faktor bei einer klaren Nacht, oder irre ich mich da? Und noch zum Schluss die Frage warum Champaign in niedrigeren Regionen des Berges fällt, oben ist es doch kälter??
Aktuell sagt Ihr für Freitag einen massiven Dump in tiefen Lagen voraus, auf der Scheidegg (1642m) bei Goldau sollen es 33,7cm werden, auf dem Klein Titlis (3023m) in Engelberg hingegen nur 4.1cm. Weit entfernt sind die beiden Orte nicht und auch beide im Norden der Zentralalpen, warum dennoch dieser enorme unterschied?
Würde mich über eine Antwort sehr freuen und biete euch im Gegenzug an einen Tag im Hasliberg zu den besten lines zu Guiden ;-)
Vaarwel uit Zwitserland

Fortgeschritten
-Patrick-Autor7 Dezember 2017 · 09:44

Servus @@Scruffi und danke für deine Fragen!

Champaign Powder vorherzusagen ist glaube ich ausgesprochen schwierig, zumindest frühzeitig. Wenn du die Vorhersage von Morris verfolgst, dann fällt dir bestimmt auf, dass er die genauen Fakten zu jedem Sturm mit jedem Tag den er näher rückt genauer und regionaler eingegrenzt. Die langfristige Vorhersage (6 Tage oder mehr) betrifft die ganzen Alpen, keine Chance da zu sagen wo welche Art von Schnee fällt. Auch Mittelfristig ist es noch schwer verlässliche Auskünfte zu geben. Erst kurzfristig, also 48 oder 24 Stunden davor macht es überhaupt Sinn die Vorhersagekarten auf Mikro-Ebene (also genaue regionale Vorhersage) zu interpretieren. Beobachte das mal am Wochenende (PA #5): Es wird auf jeden Fall saukalt in den ganzen Alpen. Trotzdem ist in diesem Fall ist jetzt schon klar, dass Champaign in den Nordalpen aus dem Rennen ist, da der erwarte Wind viel zu stark ist. Die Schneekristalle prallen bereits im Fallen aneinander, brechen oder verbinden sich direkt miteinander. Je weniger die Kristalle beim Fallen beeinflusst werden, desto mehr Luft ist später im Schnee, somit ist er leichter und lockerer. Trotzdem kann es sein kurzfristig sagen zu können, wo in den Alpen der Schnee weniger vom Wind beeinflusst wird und der Schnee lockerer fällt (Mikroklima, jedes Tal hat eigene Faktoren).
Ist eine Nacht klar und kalt wird Feuchtigkeit aus der Schneedecke gezogen, das stimmt genau. Der Schnee in der Schneedecke hat aber schon eine Geschichte hinter sich (z.B. wie bereits erwähnt die Umstände unter denen er gefallen ist, war es zwischenzeitlich warm nach dem Dump, Regen, Wind usw.) Aus einer Schneedecke in der Kristalle gebrochen sind oder die Bindung eingesetzt hat kann kein Champaign mehr werden. Champaign ist die absolute Oberklasse an Glück, den gibt es nur frisch gefallen und äußerst selten (in Japan oder PNW häufiger als in den Alpen).
In den höheren Bergregionen ist es nicht zwangsläufig wärmer als im Tal. Bei einer Inversionswetterlage kann kalte Luft lange in den Tälern gefangen sein. Ich leite deine Frage aber noch an Morris weiter, gemeinsam mit deinem Vorschlag die Luftfeuchtigkeit in der Vorhersage zu erwähnen.

Shred save, Patrick

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