PA #10: 1-2 m Neuschnee!

PA #10: 1-2 m Neuschnee!

Gestern ging mein Tag mit einem frischgebrühten Espresso los und auch heute war es nicht anders. Um einen Cappuccino daraus zu machen, hätte ich nur meine Tasse aus dem Fenster halten müssen und binnen kürzester Zeit wäre eine weiße Schicht darauf gewesen. Es dumpt ohne Ende im italienischen Piemont, Aosta, den Nachbarregionen in der Schweiz (südliches Wallis) und Frankreich (Queyras, Haute Maurienne und Haute Tarentaise). Den Vergleich mit den Nordalpen findet ihr hier, den Live-Blog des Tages hier.

Wie erwartet waren die Schneefälle gestern sehr feucht, doch in der vergangenen Nacht ist haben kältere Luftmassen die Alpen erreicht. Der Schnee, der heute Morgen gefallen ist, war dadurch etwas kälter. Im Piemont hörte es am frühen Nachmittag auf zu schneien und über die Lombardei hinweg zogen die Schneefälle weiter in Richtung östliche italienische Alpen. Aufgrund der sehr großen Lawinengefahr sind auch heute noch viele Lifte geschlossen geblieben, aber ich gehe davon aus, dass Morgen und Übermorgen mehr und mehr Lifte öffnen. Es ist auf jeden Fall kalt genug um den Schnee noch frisch zu halten. Falls ihr die Zeit habt, würde ich dorthin fahren. Heute in der Vorhersage:

  • 1-2 Meter Neuschnee
  • Ein Retour d’Est? Nein, nicht wirklich
  • Schneefälle ziehen nach Osten und es bleibt kalt
  • PA #10: Wohin fahren?
  • Mild und föhnig im Rest der Alpen
  • Ab Mittwoch im Süden sonnig, Restwolken und einige Flocken im Norden
  • Ein neuer Sturm am Wochenende

1-2 Meter Neuschnee

Seit Sonntagnachmittag schneit es im italienischen Piemont, Aosta und den angrenzenden Gebieten in der Schweiz (südliches Wallis) und Frankreich (Queyras, Haute Maurienne und Haute Tarentaise) ohne Ende. Wie ich gestern bereits geschrieben habe verwende ich das Wort Dump nicht mehr so oft, aber in diesem Fall ist es ganz klar ein Dump.

Im Video oben könnt ihr bei 2:34 meine Erklärung hören, warum es gerade so gewaltig dumpt. Kurz gesagt: Ein Sturm, der zunächst noch über Spanien war bewegte sich sehr langsam in Richtung Alpen und sorgte zunächst für eine Südost-Strömung. Obwohl die einströmende Luft warm war und viel Feuchtigkeit enthielt, sorgte der Aufprall an den Südalpen für einen Temperatursturz. Durch die Kombination kräftiger Niederschläge und schnell ansteigende Berge ergab sich ausreichend orographische Abkühlung um die Schneefallgrenze auf der Südseite der Alpen auf 1200-1500 m ansteigen zu lassen. Der Gefrierpunkt liegt in etwas 100 m darüber. Zunächst war der Schnee also bis in hohe Lagen sehr durchfeuchtet. Aufgrund der anhaltenden orographischen Abkühlung wurde der Schneefall trockener, da die Temperatur an Ort und Stelle rapide sank.
Zeitgleich schoben sich dicke Wolken über dem Alpenhauptkamm. Normalerweise gelangen sie nicht so weit, doch aufgrund der relativen Wärme und Feuchtigkeit erreichten sie die Täler des südlichen Wallis, des Queyras, der Haute Maurienne und Haute Tarentaise. In den engen Tälern war immer noch genug kalte Luft vorhanden und es schneite kräftig. Die Schneefälle waren so stark, dass die Lawinengefahr im Piemont und benachbarten Regionen auf sehr groß gestiegen ist. Das ist bereits das zweite mal 2018 und damit sehr außergewöhnlich.

Bardonecchia
Bardonecchia

Seit Sonntagnachmittag sind 1-2 m Neuschnee gefallen, gebietsweise sogar mehr. Oberhalb von 1900 m wuchs die Schneedecke laut dem Messstationen um 1-1,5 m an, was bedeutet, dass 1,5-2 m gefallen sind.

160 cm dickere Schneedecke in Via Lattea
160 cm dickere Schneedecke in Via Lattea

Seht euch das Diagramm unten an. Seit Sonntag sind 23 + 76 + 113 = 212 cm Neuschnee gefallen. Gleichzeitig ist die Schneedecke von 228 auf 354 cm angewachsen. Die Schneedecke ist also nur um 126 cm gewachsen. Kurz gesagt: Der Schnee der fällt setzt sich umgehend. Das Diagramm oben könnt ihr auch hier finden. Die Station ist im Südosten des Wallis unweit des Simplon-Passes.

212 cm Neuschnee
212 cm Neuschnee

Ein Retour d’Est? Nein, nicht wirklich

Ist das nun ein Retour d’Est? Ja und nein. Ja, weil die Schneewolken von Osten kamen. Es ist aber kein richtiger Retour d’Est? Alles was ihr über den Retour d’Est wissen wollt, könnt ihr in diesem Artikel nachlesen.

Retour d’Est ist ein französischer Begriff für ein Wetterphänomen, das vorwiegend im italienischen Piemont auftritt. Wortwörtlich übersetzt bedeutet es Rückkehr aus Osten. Ein richtiger Retour d’Est entsteht, wenn kalte Luft durch das Rhonetal und die französischen Alpen den Weg zum Golf von Genua findet. Sobald diese kalte Polarluft im Golf von Genua eintrifft und dort auf die (relativ) warme und feuchte Mittelmeerluft trifft, bildet sich ein kleines aber sehr aktives Sturmtief; ein sogenanntes Genuatief.

Was wir in den vergangenen Tagen erlebt haben war eine gewaltiges Tief über Spanien, das eine sehr ausgeprägte Südströmung ausgelöst hat. In dieser Situation prallte der Jetstream im südöstlichen Winkel auf das Piemont. Das ist etwas ganz besonderes und ganz, ganz besonders selten. Das in den Medien von einem Retour d’Est gesprochen wird ist schon ok aber eigentlich ist es gar kein „Retour d’Est“, was auch daran liegt, dass es vergangene Nacht und heute in den südlichen französischen Alpen geschneit hat. Durch das Eintreffen des Sturmtiefs aus Spanien flaute der Wind ab und drehte von Südost auf Süd.

Jetstream dreht auf Südwest
Jetstream dreht auf Südwest
Kaltfront erreicht die französischen Südalpen aus Südwesten
Kaltfront erreicht die französischen Südalpen aus Südwesten

Kurz gesagt, lag es an einem sehr starken Jetstream der auf die Alpen getroffen ist und somit eine Strömung aus Südosten bereitet hat (wegen dem Tief über Spanien). Alle Wolken wurden gegen die Alpen gepresst und gaben ihren Schnee ab. Zusätzlich sorgte die orographische Abkühlung für eine schnell sinkende Schneefallgrenze, ehe dann auch noch eine Kaltfront in der Nacht auf Dienstag folgte. Habt ihr irgendwelche Fragen? Bombardiert mich damit, ich beantworte sie euch sehr gerne!

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PA#10: Wohin fahren?

Am Freitag habe ich euch schon eine ganze Liste mit Tipps unterbreitet. Auch heute gilt diese Liste noch. Wenn ihr Powdern wollt, dann lest diesen Artikel. Heute hat es weiter geschneit, aber morgen kommt bereits die Sonne heraus.

Zu den Gebieten will ich euch noch einige zusätzliche Infos geben:

  • Fahrt auf den Pisten wenn die Lifte wieder laufen!
  • Wählt ein gebiet mit Treeruns. In den niedrigeren Lagen mit vielen Wäldern wurde der Schnee weniger vom Wind beeinflusst.
  • Meidet jegliche weite offenen Hänge und Steilhänge
  • Hört ganz genau auf die Anweisungen der Bergwacht und der Lawinenwarndieste!

Aufgrund des großen Gewichts der Schneedecke, wird sie sich ab Mittwoch schnell setzen. Dazu flaut der Wind ab und es wird sonnig. Bis zum Wochenende wird es in den Wäldern großen Spaß machen, so lang ihr euch ganz genau mit dem regionalen Lagebericht befasst und eure Pläne daran anpasst.

Ab Mittwoch im Süden sonnig, Restwolken und einige Flocken im Norden

Am Mittwoch ist es mit der Südströmung vorbei. Kalte Luft erreicht die Alpen und Sonne und Wolken werden sich abwechseln. Möglicherweise verbleiben ein paar Restwolken im Norden und ihr könnt mit leichten Schneefällen rechnen. Ich gehe aber davon aus, dass die Sonne überwiegen wird.

Ein weiterer Sturm am Wochenende?

Am Wochenende erwartet uns ein weiterer Sturm, fraglich ist nur wie kräftig dieser sein wird und ob er die Alpen erreicht. Das wird aktuell berechnet:

  • Schnee für die italienischen Alpen. Sweetspot und Intensität sind noch unklar, aber sieht danach aus, als ob es (wieder) Piemont und Lombardei trifft.
  • Dann gibt es zwei mögliche Szenarios: 1. Es schneit weiter im Süden, 2. Ein Schnee-Sandwich für die ganzen Alpen.
    Genießt den zehnten PowderAlarm der Saison, aber fahrt immer mit Köpfchen! Wir haben es mit einem wirklich außergewöhnlichen Sturm zu tun, der uns genug Powder für das Ende der Woche beschert hat.

Stay stoked.
Morris

meteomorris
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