Zwei Tote und Verletzte durch Lawinen und einen Gletscherspaltensturz

Zwei Tote und Verletzte durch Lawinen und einen Gletscherspaltensturz

Im Grenzgebiet zwischen Österreich und der Schweiz starb ein Tourengeher in einer Lawine. Ein weiterer Tourengeher stürzte in den französischen Alpen in eine Gletscherspalte und verletzte sich tödlich. Unsere Gedanken gelten den Familien und Freunden der Opfer. Analysen des LWD Tirol deuten auf Schwachschichten in sonnigem Gelände hin. Sorgfältige Planung und gute Begleiter sind essentiell um die Bedingungen in den Alpen sicher nutzen zu können.

Tourengeher stirbt durch Lawine nahe Galtür

Ein als vermisst gemeldeter 57-jähriger Tourengeher konnte am Mittwoch nur noch tot von Rettungskräften geborgen werden. Verschiedene Quellen (z.B. hier) gehen davon aus, dass der Mann bereits am Wochenende verschüttet wurde und allein unterwegs war. Vermutlich wählte er für den Aufstieg die Route von Galtür (Österreich) über das Lareintal, um dann über das Ritzenjoch Richtung Heidelberger Hütte im Unterengadin (Schweiz) abzufahren. Die Lawine löste sich auf etwa 2400 m. Der verstorbene konnte, nachdem der Lawinenkegel vom Helikopter aus entdeckt wurde, in einer Tiefe von etwa einem Meter gefunden werden. (Quelle)

Lawinenkegel unterhalb vom Ritzenjoch © Kantonspolizei Graubünden
Lawinenkegel unterhalb vom Ritzenjoch © Kantonspolizei Graubünden
Abfahrt über teilweise steiles Gelände
Abfahrt über teilweise steiles Gelände

Die Abfahrtsroute vom Ritzenjoch zur Heidelberger Hütte führt nur stellenweise über steiles Gelände (steile Hänge haben über 30 Grad Neigung). Vergleicht man die Aufnahme der Kantonspolizei mit unserer Gefälle-Karte, lässt sich der Auslösebereich der Lawine erkennen. Unterhalb des Abfahrts-Pfeils ist ein steiler Bereich (gelb/rot) oberhalb der dicken Höhenlinie für 2300 m.

Hangausrichtung der Abfahrtsroute
Hangausrichtung der Abfahrtsroute

Seht ihr euch die Hangausrichtung der Unfallstelle genau an, erkennt ihr, dass genau in diesem steilen Bereich der Hang teilweise süd- bzw. südöstlich ausgerichtet ist. Lest weiter unten über die Beobachtungen des LWD Tirol zu sonnenbeschienen Hängen. Es ist möglich, dass sich das Schneebrett unter dem Ritzenjoch aufgrund dieser Faktoren lösen konnte. Zum genauen Unfallhergang laufen derzeit weitere Ermittlungen.

Tödlicher Sturz in Gletscherspalte

In den französischen Savoyen stürzte ein 25-jähriger 50 Meter tief in eine Gletscherspalte und verstarb, bei dem Versuch den Grande Motte Gletscher in Tignes zu überqueren. Ein Bergführer sah das Verschwinden des Wintersportlers, der Lawinen-Sicherheitsausrüstung bei sich trug. Da der Mann ohne Seilschaft (also alleine und ohne Sicherung) unterwegs war, kam jede Hilfe zu spät. Quelle.

© TignesOffiziell (Twitter)
© TignesOffiziell (Twitter)

LWD Tirol: Sonnig gefährlicher als schattig

Am Mittwoch kam es außerdem im Rendl-Gebiet am Arlberg zu Lawinenauslösungen mit Personenbeteiligung. Verschüttete konnten geortet und gerettet werden. In einem Fall ragte die Hand eines 64-jährigen noch aus dem Schnee (Verschüttungstiefe ca. 1m), eine andere Gruppe wurde bis in den Brustbereich verschüttet. Die Verletzten wurden per Hubschrauber ins Krankenhaus transportiert und werden dort weiter behandelt. (Quelle)

© Blog LWD Tirol: Mehrere Lawinenabgänge untersucht
© Blog LWD Tirol: Mehrere Lawinenabgänge untersucht

Im Blog des Tiroler Lawinenwarndienstes wurden die Lawinenereignisse in der Arlbergregion detailliert analysiert. Die Experten weisen (nach Schneeprofil-Analysen) darauf hin, dass die Bildung von lockeren Kristallen zwischen Schmelzkrusten zur Bildung einer störanfälligen Schwachschicht geführt hat. Betroffen ist „W- und O-exponierten Gelände zwischen etwa 2200m und 2400m sowie im Südsektor von etwa 2400m aufwärts“, also ähnliche Bereiche wie bei dem Lawinenabgang am Ritzenjoch. Außerdem wird vor Wildschnee (kennt ihr von Morris als Cold Smoke Blower Pow) gewarnt, der sich bei den erwarteten kalten Temperaturen leicht verfrachten lässt und neue Triebschneeansammlungen bilden wird.

Temperaturen in den Alpen am Montag
Temperaturen in den Alpen am Montag

Bitte bleibt vorsichtig! Geht nie allein ins Gelände (verlässliche Powder-Buddies sind ein MUSS), habt immer die notwendige Ausrüstung bei euch (Schaufel, Sonde, LVS, gegebenenfalls Gurt & Seil) und informiert euch vorab über die Schneebedingungen bei den regionalen Lawinenwarndiensten.

Shred save!
Patrick

-Patrick-
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