Drei Tote durch Lawinen in sehr steilem Gelände

Drei Tote durch Lawinen in sehr steilem Gelände

In der Schweiz kam es in den vergangenen Tagen zu insgesamt drei Lawinenunfällen mit Todesfolge. Alle Lawinen lösten sich in sehr steilem oder extrem steilen Gelände. Es handelte sich in allen Fällen um Tourengeher, von denen keiner allein unterwegs war. Unsere Gedanken gelten den Familien und Freunden der Lawinenopfer.

Lawine am Aiguille du Tsa © Kantonspolizei Wallis
Lawine am Aiguille du Tsa © Kantonspolizei Wallis

Lawine in steilem Couloir tötet Tourengeherin

Am Samstag endete die Tour einer 4-köpfigen Gruppe tragisch. In der Region Arolla brachen die Tourengeher von einer Hütte (Alphütte Tsa) in eines der steilen östlich gelegenen Couloirs auf. Auf dem Bild der Kantonspolizei bekommt ihr einen guten Eindruck wie steil das Gelände ist. Auf unserer Karte erkennt ihr, dass die komplette Bergflanke östlich der Hütte sehr steiles, teilweise sogar extrem steiles Gelände (steiler als 45 Grad) bietet. Das befahrene Couloir (im Bereich des Gipfels Aiguille du Tsa) liegt auf einer Höhe von 3600 m. Vier Personen wurden durch die Lawine mitgerissen, eine davon musste per Hubschrauber ins Krankenhaus geflogen werden. Dort erlag die 40-jährige noch am selben Tag ihren Verletzungen. (Quelle)

Tsa
Tsa

Tödliche Verletzungen bei Lawinenabgang

Am Sonntag wurden zwei Tourengeher im schweizer Kanton Waadt unweit des Skigebiets Château d’Oex von einer Lawine mitgerissen. Das Schneebrett löste sich im Bereich des Rocher du Midi (siehe Bild oben). Die beiden ortsansässigen Tourengeher wurden mitgerissen und von der Lawine gegen Felsen geschleudert. Die 51-jährige Frau verstarb noch an der Unfallstelle. (Quelle)

Wildhorn
Wildhorn

Verschüttung im Aufstieg zum Gletscher

Bei einem Lawinenabgang am Samstag im Südosten des Kanton Bern wurde einer von zwei Skitourengehern verschüttet. Laut Kantonspolizei wurden die beiden Tourengeher im Aufstieg von der Lawine überrascht, es ist also möglich, dass diese sich spontan oberhalb von ihnen löste. Die beiden waren unweit des Skigebiets Gstaad von der Geltenhütte (Kreis auf Bild) Richtung Wildhorn (X auf Bild) unterwegs. Auf dem Bild erkennt ihr einen Bereich von über 45 Grad Gefälle, der auf dem Weg zum Gipfel liegt. Trotz rascher Alarmierung der Bergwacht und Kameradenrettung, verstarb der Verletzte in der Nacht auf Sonntag im Krankenhaus. (Quelle)

Lawinengefahr „nur“ auf zweitniedrigste Stufe

Die große Lawinengefahr, wie wir sie Anfang Januar in den Alpen erlebt haben, besteht zwar derzeit nicht mehr, trotzdem ist es wichtig sich immer im Detail mit den regionalen Bedingungen (Lawinenlagebericht) zu befassen, sorgsam zu planen und diese Einschätzungen für Unternehmungen abseits der Pisten zu berücksichtigen.

© Institut für Schnee- und Lawinenforschung SLF
© Institut für Schnee- und Lawinenforschung SLF

Derzeit herrscht in der Schweiz verbreitet Warnstufe zwei, also „nur“ mäßige Gefahr. Es hat schon länger nicht mehr nennenswert geschneit, die größeren Niederschlagsmengen gab es in den letzten Tagen auf der Südseite der Alpen. Es ist jedoch sehr kalt in den Alpen. In längeren Kälteperioden bildet sich Oberflächenreif auf der Schneedecke, der als Gleitfläche für Lawinen in Fragen kommt, wenn beispielsweise lockerer Schnee vom Wind verfrachtet wird und sich darauf ablegt.
Je steiler eine Abfahrt, desto günstigere Bedingungen sind notwendig. Im Früh- und Hochwinter gibt es derartige Voraussetzungen nur äußerst selten, später in der Saison gibt es günstige Bedingungen häufiger. Um extrem steiles Gelände abseits der Pisten zu befahren benötigtes neben sehr sicheren Bedingungen auch noch große Erfahrung. Verletzungen bei Stürzen (ob durch Lawinen bedingt oder nicht) haben deutlich größere Konsequenzen als in weniger steilem Gelände.

-Patrick-
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