10 Tote nach Lawinenabgängen und Wechtenabbrüchen

10 Tote nach Lawinenabgängen und Wechtenabbrüchen

Seit dem 19.3. sind in den gesamten Alpen weitere zehn Menschen durch Lawinenabgänge oder Wechtenabbrüche gestorben. Sechs davon waren entweder von Beginn an alleine abseits der Pisten unterwegs, oder haben sich von ihrer Gruppe getrennt. Unsere Gedanken gelten den Familienangehörigen und Freunden der Opfer. Lawinenexperte Mair erkennt größeres Gefahrenbewusstsein bei Wintersportlern. Verglichen mit den Vorjahren ist die Zahl der Lawinenopfer relativ konstant.

Geographischer Überblick der Lawinenunfälle in diesem Artikel
Geographischer Überblick der Lawinenunfälle in diesem Artikel

Mehrere Tourengeher waren allein unterwegs und starben

Am Samstag (25.03.) wurde in Kärnten ein Tourengeher verschüttet. Der 54-jährige fuhr im Skigebiet Heiligenblut (Zentrale Ostalpen / Goldbergruppe) eine Variante in Richtung Fleißtal ab. Auf dem 30-40 Grad steilen Südosthang (siehe Bild) löste sich um die Mittagszeit ein Schneebrett, das das Lawinenopfer vermutlich selbst ausgelöst hatte. Zunächst wurde der Unfall nicht bemerkt. Erst als ein Bergretter mit dem Fernglas einen Skischuh im Lawinenkegel erkennen konnte wurde die Suche eingeleitet. Der Mann war mit einem LVS-Gerät ausgestattet, eine schnelle Kameradenrettung war jedoch nicht möglich, da der Mann alleine unterwegs war.

(Quelle: Osttirol-Heute)

Heiligenblut
Heiligenblut

Bereits am Freitag (24.3.) wurde ein 41-jähriger Tourengeher bei Golling in den Nördlichen Ostalpen durch einen Wechtenbruch getötet. Der Mann war zunächst in einer dreiköpfigen Gruppe unterwegs. Seine beiden Begleiter kehrten jedoch aufgrund eines Bindungs-Defekts ins Tal zurück, bevor die Gruppe ihr Ziel erreicht hatte. Der Verunglückte hat den Gipfel des Hohen Göll (Berchtesgadener Alpen, Grenzgebiet Deutschland/Österreich) vermutlich alleine bestiegen, als dort eine Wechte unter ihm brach (siehe Bild). Der Salzburger Lawinenwarndienst rekonstruiert die Ereignisse: „als Folgereaktion löst die Wechte (geschätzt 10-12 Tonnen) ein, möglicherweise zwei kleinere Schneebretter im extrem steilen Gelände aus.“ Der Mann stürzte ca. 500 m über felsiges Gelände. Gegen 20:00 Uhr alarmierten die beiden Begleiter die Rettungskräfte, der Vermisste konnte erst nach Mitternacht unterhalb der österreichischen Gipfelseite gefunden werden.

(Quellen: Infranken, Salzburger Nachrichten)

© Lawinenwarndiest Salzburg
© Lawinenwarndiest Salzburg

Ein großes Schneebrett, das sich auf einen Hang mit eingewehtem Schnee (Triebschnee) löste, tötete in der Nähe von Mallnitz (Kärnten, Zentrale Ostalpen) am vergangenen Donnerstag einen Tourengeher. Der 53-jährige war allein auf dem Weg zur Jamnigalm (Ankogelgruppe) und löste das Schneebrett vermutlich selbst in einem 35° steilen Hang. Ein weiterer Tourengeher entdeckte 45 Minuten später den Lawinenkegel (80 m breit, 120 m lang) und empfing ein LVS-Signal. Das Opfer war 1,5 m tief verschüttet und trug neben einem LVS einen Airbag-Rucksack, der jedoch nicht ausgelöst wurde.
Am 24.3. wurde in der Nähe von Andalo (Trentino) am Fuß des Piz Galin (Brenta Gruppe) die Leiche eines 61-jährigen Tourengehers in 1,5 m Tiefe unter einem Lawinenkegel entdeckt. Der Mann wurde vermutlich bereits am Vortag von der Lawine überrascht und war ebenfalls ohne Partner abseits der Pisten unterwegs.

(Quellen: LPD Kärnten, ANSA)

Glück im Wipptal, Unverständnis im Kleinwalsertal

Im Tiroler Wipptal (Zentrale Ostalpen) kam es am Samstag zu zwei Lawinenabgängen mit vergleichsweise glimpflichen Ausgang. In Gschnitz (Stubaier Alpen) wurden zwei Personen einer fünfköpfigen Gruppe verschüttet und 50 m bzw. 200 m mitgerissen. Die Lawine löste sich ca. 100 m unterhalb des Gipfels „Hohes Tor“, beide Skifahrer konnten ihren Airbag noch rechtzeitig auslösen. Ebenfalls am Samstag geriet eine zehnköpfige, geführte Gruppe in eine große Lawine (400-500 m lang) auf dem Weg zum Gipfel der „Hohen Warte“ in Navis (Tuxer Alpen). Zwei Personen wurden verschüttet, konnten jedoch geortet und gerettet werden

(Quelle: Mein Bezirk)

Bereits am 8.3. überlebte eine 37-jährige 40 Minuten unter den Schneemassen einer Lawine (lediglich Unterkühlung). Die Frau konnte aus 1,5 m Tiefe gerettet werden, nachdem sie auf einem 40 Grad steilen Hang gegen 14:00 von einem Schneebrett mit 15 m Länge und 60 m Breite verschüttet wurde. Die Frau war in Begleitung eines geprüften Skilehrers, der weder sich selbst noch die Frau mit der notwendigen Sicherheitsausrüstung (LVS, Schaufel und Sonde) ausgestattet hatte. Der Skilehrer wurde wegen Gefährdung körperlicher Sicherheit angezeigt. Der Fall wird (wie z.B. in den Kommentaren diese Artikels) kontrovers diskutiert.

(Quelle: ORF)

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Tote bei weiteren Lawinenunfällen und Abstürzen

Am 22.3. wurden drei Tourengeher am Königsjoch (Südliche Ostalpen, Ortlergruppe) auf einer Höhe von ca. 3400 m von einer Schneebrettlawine mitgerissen und verschüttet. Keiner der drei Wintersportler überlebte den Lawinenabgang. Als Ursache für den Lawinenabgang kommt ein vermutlich von der Gruppe ausgelöstes Triebschnee-Paket auf einem Steilhang in Frage.
Am 19.3. starb einer von drei Tourengehern bei einem Lawinenabgang auf 2400 m Höhe in der Nähe von Livigno. Die Gruppe war bei großer Lawinengefahr (Stufe 4/5) in einem Bereich unterwegs, in dem Skitouren untersagt sind. Ein vermisstes Lawinenopfer (lest den Bericht vom 19.3. konnte in Verbier auch nach erneuter Aufnahme der Suche nicht unter den Schneemassen gefunden werden.

Am Samstag stürzte ein Tourengeher im Wallis bei einem weiteren Wechtenabbruch am Zackengrat (Leukerbad, Berner Alpen) in die Tiefe und überlebte den Sturz nicht. Die Absturzstelle am Zackengrat liegt auf ca. 3300 m, der leblose Körper wurde in einer Höhe von 2200 m gefunden. Am selben Tag verirrte sich ein einzelner Snowboarder in Hohsaas (Walliser Alpen) abseits der Pisten. Bei dem Versuch zurück zur Piste zu gelangen stürzte der 19-jährige über eine 80 m hohe Felswand und erlag den schweren Verletzungen, die er sich dabei zuzog.

Quellen: Tiroler Tageszeitung, Stol, Kantonspolizei Wallis)

Wechte am Zackengrat © Kantonspolizei Wallis
Wechte am Zackengrat © Kantonspolizei Wallis

Lawinenexperte Rudi Mair spricht im Interview mit der Tiroler Tageszeitungdarüber, „dass es eine große Bewusstseinsbildung in weiteren Kreisen der Sportler gegeben hat“. Dabei bezieht er sich auf rückläufige Zahlen bei den Lawinentoten in Tirol und bezeichnet das Schneefundament dieser Saison für Tourengeher als „sensationell gut“. Tatsächlich sind die Todesfälle durch Lawinen im Alpenraum relativ beständig, wenn man die Statistik der letzten Jahre betrachtet. Bedenkt man, dass immer mehr Wintersportler von der Piste ins Gelände wechseln, trifft diese Einschätzung also tatsächlich zu. Trotzdem sind bei vielen der tödlichen Unfällen Muster erkennbar, die unter Berücksichtigung des heutigen Wissens über Lawinengefahr eigentlich vermeidbar wären. Daher ist es unverzichtbar ständig weiter über Lawinen, deren Entstehung und die Risiken zu lernen und immer auf dem Stand der Zeit zu bleiben. Verbessert euer Wissen durch Kurse (wie der wePowder Mountain Academy und teilt und diskutiert es mit euren Begleitern im Schnee.

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Patrick

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